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Weingut Gantenbein – ein Schluck vom Glück

Marke: Gantenbein Markenmacher: Martha und Daniel Gantenbein

Marke: Gantenbein

Markenmacher: Martha und Daniel Gantenbein

Die Ausnahmewinzer Gantenbein im Bündner Rheintal gehen ihren eigenen Weg. Inspiriert von den besten Weingütern aus aller Welt und mit unermüdlichen Verbesserungsdrang etablieren sie mit ihrem Weingut seit Jahren eine Marke, die längst über die engen Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

In der Kurve scheint es fast so, als würde das winzige Auto kippen, als Martha und Daniel Gantenbein regelrecht aus dem Nichts in ihrem Döschwo angebraust kommen.

Man erahnt zwei fröhliche Gesichter hinter der Frontscheibe, ein kräftiger Unterarm erscheint aus dem halb geöffneten Fenster der Beifahrerseite, die dazugehörige Hand winkt und deutet an, dem roten, schon wieder kleiner werdenden Punkt auf vier Rädern zu folgen. Umringt von Bündner Bergen in der Ferne und belebt vom vielen Grün erreicht man über die kurvenreiche Strasse schliesslich das Weingut Gantenbein in Fläsch. Auffälligstes Augenmerk: eine dreihundert Quadratmeter grosse Fassade, deren sandfarbene Klinkersteine in der Sonne schimmern. Man möchte sich die Augen reiben, denn es scheint fast, als hätte hier ein Riese während seiner Rast im Tal überdimensional grosse Trauben in die noch nicht feste Fassade gedrückt, die nun dort ihren Abdruck hinterlassen haben. Was zunächst scheint wie eine optische Täuschung ist aber Realität. Die alte Kellerei des Weinguts Gantenbein wurde vor einigen Jahren um eine Gärhalle für Kelterbehälter, zusätzliche Räume für die Konfektion der Weinflaschen und ein Degustierlokal erweitert. Dieser Bau mit unübersehbar hohem architektonischem Anspruch war das Krönchen auf einem Berg kontinuierlich angehäufter Optimierungen, die die Marke Gantenbein definieren. Begonnen hat alles beim Wein. Oder noch früher – bei der Begegnung von Martha und Daniel, als sie noch Schülerin war und er in der Lehre zum Maschinentechniker. «Wir kennen uns schon lange», erzählt Martha munter. «Und eigentlich wussten wir schon von Anfang an, dass wir ganz sicher einmal was zusammen machen wollten.» «Ja gell Martha», meldet sich Daniel zu Wort, «wir hatten halt immer schon Freude am Schönen.» Die beiden wurden ein Paar, übernahmen 1981 gemeinsam das Weingut von Marthas Familie und erlernten das Metier von Grund auf.

Wir leben in einem fixen Jahreszyklus, alles passiert einmal.

Seither läuft ihr Leben in Jahreszyklen ab. Ausgangslage war ein guter Landwein. Jedes Jahr kommt eine neue Erkenntnis und 365 Tage mehr Erfahrung zu ihrem Wissen dazu. «Mit einfachem Schweizer Wein ist man schnell schlecht aufgestellt, denn überall könnte er billiger produziert werden», erklärt Martha die gemeinsamen Ambitionen, die von Anfang an gross waren. Und Daniel fügt an: «Das Optimum, das Beste von dem, was möglich ist, das soll am Ende in der Flasche sein, wo schlussendlich unser Name draufsteht.» Vergleichen, lernen, verbessern. Diese Devise führte zu vielen Experimenten. So baute das Paar 1991 versuchsweise nur in grossen Fässern aus deutschem Eichenholz aus – und der Wein wurde zum international anerkannten Jahrgangsschlager. Die Partner, die diese Eichenfässer für die Gantenbeins herstellen, lassen das dafür benötigte Holz erstmal drei ganze Jahre lufttrocknen. «Unerwünschte Tanninverbindungen, Sonne, Wind, Regen, all diese Stoffe werden durch diesen Prozess abgebaut», erklärt Daniel, dessen hinter der Brille vergnügt funkelnden Augen die Leidenschaft fürs Tüfteln schon fast verraten. Auf die Eichenfässer folgte die nächste Idee, einen Teil der Ernte im Barrique auszubauen; ab 1993 wurde dann gar nichts anderes mehr verwendet. Zwei Jahre später dann ein weiterer mutiger Entscheid: Fortan wollten Martha und Daniel Gantenbein nur noch ohne Filtration arbeiten; etwas für den Weinanbau in der Schweiz Untypisches. Verfechter der Methode, wie das Ehepaar Gantenbein, vertreten den Standpunkt, dass durch die strapaziöse Behandlung der Filtration, einer Art Reinigung des Weins, positive Inhaltsstoffe desselben verloren gingen.

All diese Details, die Fässer und Produktionsoptimierungen, das sind nur Eckpfeiler. Das wichtigste ist und bleibt die Frucht, die man vom Rebberg gewinnt.

Und Martha ergänzt: «Jede Rebe ist eine Einheit, ein Einzeltier, das gehegt und gepflegt werden will. Ist da ein Blatt zu viel oder dort? Das fragt man sich und zupft es entweder ab – oder nicht.

Licht und Schatten

Ein Mann auf einem Traktor kommt angefahren und winkt. «Machst du schon mal auf, Martha?» fragt Daniel, bevor er Sven, dem einzigen festangestellten Mitarbeiter, zunickt. Beim Betreten des Erweiterungsbaus erklärt er: «Je besser man die Eckpfeiler für das Produkt steckt, umso kleiner die Chance, dabei Potenzial zu verschenken.» Und der Erfolg, der seit ihrem historischen Jahrgang 1990 stetig wächst, scheint ihnen Recht zu geben. «Lieber haben wir weniger Flaschen und verkaufen diese wertvoll. Das macht dann auch mehr Spass», meint Daniel dazu. Im Innern des Anbaus führen die 28'000 Klinkersteine ihr Spiel mit Licht und Schatten fort. Durch ihre Anordnung und die dadurch entstandenen Fugen entsteht eine dreidimensionale Struktur, durch die sich das Tageslicht nur begrenzt einen Weg in den Raum erkämpfen kann.

Wir machen nur eine Qualitätsstufe von Wein. Und diesem Prinzip ordnen wir alles andere unter.

Martha trägt ein rot-weiss kariertes Hemd und Jeans. Die Perlohrringe, die sie trägt, baumeln nicht, sondern verharren nah an den Ohrläppchen. Praktisch elegant. Sie erzählt, dass die Einhaltung ihres Prinzips nicht immer leicht umzusetzen war. Aber das Ziel war immer klar, wie Daniel bestätigt: «In New York wie in Zürich, wenn ein Gantenbein Wein auf den Tisch kommt, soll es überall derselbe sein. Wir investieren deshalb lieber einmal mehr in etwas qualitativ Gutes, mit dem wir dann später dafür aber auch lieber arbeiten. Einen Chromstahlkessel fasst man einfach lieber an als einen aus Plastik.» Während der Demonstration der Kellerräume fährt er fort: «Als Landwirt sind da plötzlich viel mehr Bereiche, die zu berücksichtigen sind, als man sich vielleicht vorstellt. Man produziert, man darf nichts ausklammern, vernachlässigen, man muss ein Gleichgewicht finden und sich immer wieder fragen: wie viel wollen wir selber wirklich Hand anlegen, wie viel wollen wir delegieren?» Die Antwort darauf gibt weder Daniel noch Martha, sondern vielmehr die Tatsache, dass neben Sven nur zwei Frauen während der Laubarbeit zusätzlich fest angestellt werden – alles andere erledigt das Ehepaar selbst.

Raum zum Denken

Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass man immer wieder tageweise ganz allein ist», sagt Martha. «Manchmal gehe ich morgens in die Reben und irgend etwas beschäftigt mich. Während der Arbeit habe ich Zeit, nachzudenken. Und meist finde ich bis am Abend eine Lösung.

Die Arbeit in den Reben ist monoton und repetitiv. Kopfmässig aber sicher auch gesund, denn man muss sich selber gut ertragen können.

Und wenn es nichts gibt, worüber nachgedacht werden will, hören die Gantenbeins Hörbücher. «Wir haben schon Tausende Klassiker und Krimis angehört, das ist wunderbar», lacht Martha. Dass sie dabei nicht unnötig unterbrochen werden, dafür ist gesorgt. Einmal im Jahr gibt es einen Event für Interessierte: Essen, Wein und Rundgang. «Wir machen keinen Passantenverkauf und wir haben keine Laufkundschaft», sagt Martha. «Es kann nicht jeder Tag ein Tag der offenen Tür sein. Wir treffen uns nur mit Leuten, mit denen wir einen Termin vereinbart haben, so bleibt der Fokus auf der Arbeit», ergänzt Daniel. Anders als bei Max Frisch probiert dieser Gantenbein keine «Geschichten an wie Kleider», um seine wahre Identität zu finden. «Man muss einfach das machen, was man sagt. Sonst holt dich das irgendwann ein» sagt Daniel, bevor er die Flasche entkorkt und ein Glas aus dem Regal holt. Er blickt zu Martha und meint zwinkernd: «Für uns noch nicht, gell Martha. Gestern wurde es spät.» Sie lächeln sich verschmitzt zu und bevor er zum Probieren einschenkt, bringt er es auf den Punkt: «Was drin ist, steht drauf.»

Der Name ist Gantenbein.

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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