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Öllerer – Ein Stück Musik von Hand gemacht

Marke: Öllerer Markenmacher: Hans Kirchhofer

Marke: Öllerer

Markenmacher: Hans Kirchhofer

Seit fast sieben Jahrzenten fertigt Öllerer den Mercedes unter den steierischen Harmonikas. Das Erfolgsrezept der bayerischen Manufaktur ist dabei so simpel wie anspruchsvoll: Maximale Individualität bei höchster handwerklicher Präzision.

Ein abgewetzt roter Teppich geleitet den Weg ins Herz der Harmonikamanufaktur im oberbayerischen Freilassing: das Stimm-Zimmer. Jenem Ort, an dem aus der handwerklich perfekten Kombination von Holz und Metall ein makelloses Instrument wird. Schrill und dennoch unaufdringlich sprudelt ein markant orgelartiges Tremolo durch die weiße, milchverglaste Holztür. Dahinter sitzt Hans Kirchhofer, Produktionsleiter und zweiter Geschäftsführer der Öllerer GmbH, an seinem Stimmtisch. Eine Erfindung des Großvaters Georg Öllerer Senior, der die Harmonikamanufaktur 1948 gründete. Seit fast sieben Jahrzenten bauen die Öllerers hier, vor der alpenländischen Kulisse des Berchtesgadener Landes, das instrumentale Herzstück der bayerischen Volksmusik: die steierische Harmonika.

Wir arbeiten ausschließlich mit einem Team, das sich vollkommen mit der Marke Öllerer identifiziert.

Mit handwerklicher Perfektion zur musikalischen Vollendung

Dabei ist der Name des Musikgerätes eher irreführend. Denn das steierische Knopfakkordeon, ein diatonisch, wechseltöniges Handzuginstrument, hat wenig mit dem österreichischen Landstrich der Steiermark gemein. Das Instrument wurde vielmehr Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien erfunden, wo man den alpenländischen Musikstil damals kurz als «steirisch» bezeichnete.

Seit seiner Erfindung hat die Harmonika im Alpenvorland nicht an Bedeutung verloren. Im Gegenteil – als Marktführer verkauft die Öllerer GmbH rund 300 Instrumente pro Jahr. Lieferzeit: Elf Monate. «Auftragsmangel kennen wir nicht», erzählt Hans Kirchhofer eher beiläufig, aber ohne jegliche Arroganz. Woran das liegt? Der Familienbetrieb verdankt seinen Erfolg seit jeher einer einfachen Formel: handwerkliche Perfektion und höchster musikalischer Anspruch. Mehr als 100 Arbeitsstunden fließen in die Entstehung einer Öllerer-«Ziach», wie Einheimische das Instrument umgangssprachlich nennen.

Dabei vertrauen Hans Kirchhofer und sein rund zehnköpfiges Team kaum auf zugelieferte Bauteile. «Bei jedem Teil, das wir selbst produzieren, haben wir unmittelbaren Einfluss auf die Qualität», bringt Kirchhofer seinen Qualitätsanspruch auf den Punkt. «Im Übrigen arbeiten wir ausschließlich mit einem Team, das sich vollkommen mit der Marke identifiziert.»

Akribische Handarbeit als Alleistellungsmerkmal

Öllerer gilt seit Jahren als der Mercedes unter den steirischen Harmonikas. Musikanten aus der ganzen Republik schätzen neben der edlen Verarbeitung vor allem den unverwechselbaren Klang einer Öllerer Handorgel. Ein nicht unbegründetes Differenzierungsmerkmal. Anders als viele Mitbewerber setzt die Freilassinger Manufaktur bis heute auf einen händischen Stimmprozess. Obwohl Hans Kirchhofer die Grundstimmung für jedes Instrument am selbstgebauten Stimmtisch beginnt, findet die Feinjustierung direkt am Instrument statt.

Bis zu 1.000 Mal öffnet Kirchhofer – oder einer seiner beiden Vertrauten – dabei das Instrument, um minimale Veränderungen in der Tonhöhe vorzunehmen. «Ein Stimmer braucht nicht zwingend ein absolutes Gehör», verrät der Harmonikamachermeister mit Auszeichnung. «Das Talent eines Stimmers liegt vielmehr darin, das Gehörte in mechanische Arbeit umzusetzen.» Ein Prozess, in den der Mitfünfziger zwischen ein und zwei Arbeitstage investiert. Akribie, die seine Kunden in höchstem Maße schätzen.

Unsere Marketingstrategie ist einfach: Wir bauen ein Instrument, das praktisch keinem monetären Wertverfall unterliegt.

Halbwertszeiten von 50 Jahren sind keine Seltenheit

Nicht nur beim Stimmen greift Kirchhofers Anspruch außerordentlicher Präzision. Bei den Öllerers wird der gesamte Kauf einer Harmonika, von der Bestellung bis zur Auslieferung, zu einem einmaligen Erlebnis.

Bis zu einem halben Tag kann die Beratung und Zusammenstellung des persönlichen Wunschinstruments dauern. Nicht selten ein Beratungsprozess, für den sich Hans Kirchhofer selbst Zeit nimmt. «Bei uns ist jedes Instrument ein Unikat. Je genauer mir ein Kunde sein Wunschinstrument beschreiben kann, desto einfacher kann ich ihm seine Traumharmonika bauen.» Ein Zeitaufwändiger Prozess, in dem sich Hans Kirchhofer immer wieder aufs Neue in die Psyche seiner Kunden vorarbeitet.

Lediglich vier bis fünf Instrumente hält das Familienunternehmen in seinem angeschlossenen Musikhaus zu Ausstellungszwecken vor. Alle anderen Instrumente werden auf individuellen Kundenwunsch modelliert und ausschließlich ab Werk verkauft. Den Grad der Individualisierung beschränkt dabei lediglich der Geldbeutel des Auftraggebers. Zwischen 4.000 und 10.000 Euro rangiert derzeit eine 4-reihige Ziehharmonika im Hause Öllerer. Nicht ganz billig. Im Vergleich zu anderen Gebrauchsgütern aber nahezu ein Schnäppchen.

Eine echte Öllerer bereitet ihrem Eigentümer bei guter Pflege schon mal ein halbes Jahrhundert musikalische Freude. Und das bei einem Preisverfall, der lediglich in der Größenordnung der Inflationsrate liegt. «Unsere Marketingstrategie ist einfach: Wir bauen ein Instrument, das praktisch keinem monetären Wertverfall unterliegt», illustriert Hans Kirchhofer das Vermarktungskonzept der Marke sichtlich stolz.

Ich arbeite zwar jeden Tag an einer Harmonika, aber da steckt immer ein anderer Kunde dahinter – das macht’s für mich so interessant.

Dabei hat der gelernte Handzuginstrumentenbauer sonst eher weniger mit theoretischen Marketingkonzepten am Hut. Kirchhofer versteht sich klar als handwerkliche Gallionsfigur des Familienbetriebs.

Für alle kaufmännischen Belange zeigt sich sein Cousin Georg Öllerer Junior als Hauptgeschäftsführer der GmbH verantwortlich. Eine Arbeitsteilung, die der passionierte Hobbyangler sehr zu schätzen weiß. Er betrachtet am Abend gerne sein Tagwerk. Deshalb findet er sich in seinem Stimm-Zimmer, das aufgrund seiner spartanischen Einrichtung ein bisschen an die Erfinderwerkstatt eines Daniel Düsentriebs erinnert, sehr gut aufgehoben. «Ich arbeite zwar jeden Tag im stillen Kämmerlein an einer Harmonika, aber da steckt immer ein anderer Kunde dahinter – das macht’s für mich so interessant.»

Eigentlich wollte der heimatverbundene Tüftler ab Mitte Fünfzig beruflich etwas kürzer treten. Aber irgendwie lässt ihn die Faszination Harmonika nicht los. Wer kann es ihm verübeln. Schließlich säumt ein roter Teppich seinen täglichen Weg zur Arbeit. Ein Privileg, das er lediglich mit ein paar wenigen Hollywood-Stars teilen muss – und die gehen bekanntlich auch nicht in Rente.

  • Bilder: Henning Bock
  • Text: Thomas Escher
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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