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Hüttenpalast – die natürliche Ausweitung des Wohnzimmers

Marke: Hüttenpalast Markenmacher: Sarah Vollmer und Silke Lorenzen

Marke: Hüttenpalast

Markenmacher: Sarah Vollmer und Silke Lorenzen

In einer renovierten Fabrikhalle in Berlin Neukölln betreiben Silke Lorenzen und Sarah Vollmer ein kleines Hotel mit besonderem Charme: Geschützt vor Wind, Kälte und dem Schnarchen der Zimmergenossen bieten die beiden leidenschaftlichen Gastgeberinnen in ihrem Hüttenpalast jedem Gast so viel Privatsphäre, wie es einem jeden genehm ist. In alten Camping-Hängern oder kleinen Holzhütten befinden sich die Betten.

In der Zimmermitte steht ein Baum, von dem man morgens die Croissants pflückt und sich mit den anderen Gästen sein kleines Frühstück zubereitet. Wer es lieber etwas konventioneller mag, kann sich im Hüttenpalast auch ein ganz normales Hotelzimmer buchen und sich ins Hüttencafé begeben, um dort mit den Stammgästen aus dem Kiez zu frühstücken.

Es gibt zwei Worte, um die man bei einem Berlinbesuch selten herumkommt. Nummer eins: Flughafen. Nummer zwei: Gentrifizierung.

Im Heimatkiez von Sarah und Silke, in Berlin Neukölln, dominiert zweiteres die Gespräche. «Natürlich schreien jetzt alle wieder Gentrifizierung», sagt Sarah und schliesst kurz die Augen, als ob das Wort allein sie schon etwas ermüden würde. «Der Bezirk hier lag ziemlich lange brach», erklärt sie, wohl nicht zum ersten Mal. «Es gab sehr viel Ladenleerstand und Neukölln war natürlich auch ein schwieriger Kiez mit sozialen Problemen.» In den letzten Jahren erlebte er jedoch einen enormen Aufschwung: der Leerstand wurde durch ein Kiezmanagement verwaltet und die Ladenwohnungen neu belebt. Das zog zunächst eine künstlerische Bohème an, Studenten, Start-Ups, Jungunternehmer. Auch über dem Hüttenpalast finden sich in der ehemaligen Staubsaugerfabrik viele Ateliers. «Klar müssen wir jetzt aufpassen, dass Alteingesessene nicht vertrieben werden und die Mieten nicht allzu sehr in die Höhe schiessen. Aber wir haben das Wachstum in Neukölln eigentlich als ein sehr behutsames und schönes erlebt.» Der Grund, warum Sarah und Silke Neukölln als ihren Betriebstandort wählten – und somit einen aktiven Teil dieses nicht durchwegs gern gesehenen Wachstums darstellen – war denn auch nicht der, dass es vor dem Aufschwung noch vergleichsweise erschwinglich war, eine ganze Fabrikhalle zu kaufen. «Wir wollten das hier machen, weil wir hier zuhause sind.» Deshalb hält Sarah auch nicht besonders viel von Franchise. Angebote aus anderen Städten gab es schon mehrere.

«Ich habe aber kein Interesse daran, grösser zu werden. Hier stimmt einfach alles für mich und ich bin hier daheim.»

Als guter Gastgeber möchten wir Gästen ein Gefühl des Ankommens vermitteln. Und wo können wir das besser als an einem Ort, an dem wir uns selbst zuhause fühlen?

«Einen guten Gastgeber zeichnet ausserdem aus, dass er sein Gegenüber wahrnimmt», findet Sarah. Und das funktioniert am besten durch persönlichen Kontakt, der durch die überschaubare Grösse des Betriebs immer gewährleistet ist. Es gibt aus demselben Grund auch kein anonymes Booking, kein System, «wo man jetzt so blind und unpersönlich etwas eingibt», sagt Sarah. Gebucht wird hier per E-Mail oder Telefon und jeder Gast wird persönlich empfangen. «Vielleicht läuft auch etwas mal nicht so perfekt. Aber wir sind gut in den Sachen, die wir von Herzen so machen, wie wir sie uns selbst auch wünschen würden. Wir sind ein junges Unternehmen und beide keine Hoteliers, aber wir bemühen uns, dass alles für alle stimmt.» Wichtiger als ein reibungsloser Ablauf ist ihnen deshalb, dass sie ihre Gäste immer als Individuen, «als Menschen und nicht als Kunden» wahrnehmen.

Wenn ich als Gast einfach nur Teil eines reibungslosen Ablaufes einer Art Hotelmaschinerie bin, vermittelt das kein Gefühl vom Geborgenheit oder Angekommensein.

Am liebsten reisen Silke und Sarah ohnehin, wenn gar kein Hotel gebraucht wird, sondern sie bei Freunden unterkommen. Silke wurde in Asien gross und lebte durch ihren früheren Job als Event-Managerin schon in vielen Ländern. So entstand auch ein grosses, internationales Netzwerk, das die beiden auch in anderen Belangen schon oft unterstützte. «Es waren immer auch gute Leute im Hintergrund, die sofort mitgezogen, an uns geglaubt und uns auch weitervermittelt und mit anderen vernetzt haben. Das war ein grosses Glück», sagt Sarah, die sich vor der Hotellerie mit Humanmedizin und Modedesign beschäftigte. Auch schon ganz zu Anfang war der Input des Netzwerks von Bedeutung, erklärt Sarah: «Es war ja nicht so, dass wir von Anfang an gewusst hätten, dass wir zusammen ein Hotel gründen wollen. Wir gingen das sehr pragmatisch an und schauten erstmal, was sind unsere Fähigkeiten, was können wir gut und was machen wir gern? Und unterm Strich kam dabei raus, dass ein Beherbergungsbetrieb das wäre, wo sich unsere Qualitäten am besten einsetzen liessen.» Auch privat begeisterte Gastgeberinnen, beherbergten sie schon die halbe Welt. «Wir fragten also, was die Gäste bei uns daheim besonders schön fanden, warum sie sich bei uns so wohl fühlten? Und diese Einsichten kombinierten wir mit unseren eigenen Erfahrungen in Hotels, um so herauszuarbeiten, welche Werte wir mit unserem Projekt vermitteln wollten.

Dass daraus dann der Hüttenpalast, wie er heute anzutreffen ist, geworden ist, hat sich dann eher «Stück für Stück in der Umsetzung» ergeben, wie Sarah meint. Und dass er so bleibt, wie er jetzt ist, muss laut den beiden Gründerinnen auch nicht unbedingt sein.

Ein Beherbergungsbetrieb bindet extrem an einen Ort. Deshalb ist uns Mobilität und Flexibilität in diesem gegebenen Raum und Rahmen enorm wichtig.

Mit ihrem beruflichen Hintergrund behält Silke immer auch im Blick, dass man den Gemeinschaftsraum mit den Wohnwagen auch noch für andere Dinge nutzen kann. Und das gute an Wohnwagen? Sie haben Räder und lassen sich leicht verschieben. «Auch für mich als Gestalterin ist der Aspekt wichtig, dass nicht alles, was wir tun, in Zement gegossen wird», sagt Sarah. Und so kommen immer wieder neue Elemente dazu (im Moment steht ein Oldtimer in der Werkstatt, der auf seinen grossen Auftritt wartet) und alte fallen weg. «Hier sieht nichts mehr aus wie vor anderthalb Jahren», erinnert sie sich. Diese Mobilität zu haben ist für beide enorm wichtig, da der Beherbungsbetrieb sowohl mit Kontinuität, als auch mit einer gewissen Ortsgebundenheit verbunden ist. «Wir können hier sehr vielfältig tätig sein, ob jetzt eine Textilgestaltung ansteht, Möbel restauriert werden oder wir in der Küche sind und einen neuen Kuchen erfinden oder im Sommer den Garten gestalten. Man kann hier in einer unglaublichen Bandbreite gestalterisch tätig sein. Das wäre aber vermutlich mit nichts anderem als unserem eigenen Ding möglich gewesen.» Und wie sie es selbst immer wiederholt: «Es ist ein grosses Glück.»

  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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