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Fisker – Ökologie trifft Sexappeal

Marke: Fisker Markenmacher: Henrik Fisker

Marke: Fisker

Markenmacher: Henrik Fisker

So aufregende Autos wie Henrik Fisker entwirft kaum jemand. Nachdem er sich mit dem Aston Martin DB9 und dem BMW Z8 einen Namen gemacht hat, will der Däne nun die Autoindustrie revolutionieren. Mit dem Fisker Karma bringt er Ökologie mit Sexappeal zusammen.

Orange County südlich von Los Angeles.

Eine gesichtslose Gegend mit ewig gleichen Geschäftsgebäuden und Einfamilienhäusersiedlungen unter stets blauem Himmel. Die perfekte Kulisse für Fernsehserien wie ‘Desperate Housewives’ und ‘Weeds’. Schwer vorstellbar, dass sich hier das internationale Mekka des Autodesigns befindet. Geschweige denn der Sitz eines wagemutigen Unternehmers, dessen visionärer Geist sich geschickt getarnt hinter der glasverspielgelten Fassade eines anonymen Firmengebäudes verbirgt. Nicht nur für wagemutig, sondern für geradezu verrückt, muss die Autobranche Henrik Fisker gehalten haben, als er 2005 seinen Job als angesehener Chefdesigner bei der britischen Edelmarke Aston Martin an den Nagel hängte, um eine elektrisch angetriebene Limousine mit On-Board-Ladegerät, die unterwegs leergefahrene Batterien nachlädt, zu bauen. An so etwas wagte sich nicht einmal das Auto-Establishment.

Die Batterietechnik steckte damals noch in den Kinderschuhen, die Infrastruktur zum Nachladen fehlte, und die von der automobilen Oberklasse erwarteten Reichweiten waren nicht da.

Wer einen Fisker kauft, der kauft nicht einfach ein ökologisches Auto, sondern investiert in die allerneuste Technologie und einen nachhaltigen Lifestyle.

Henrik Fisker ist Däne, in Kopenhagen aufgewachsen.

Das Skandinavische sieht man ihm sofort an. Mit strohblondem Haar, runden Backen und einem wachen Funkeln in den Augen, erinnert der 48-Jährige ein wenig an einen erwachsen gewordenen Lausejungen aus einem Astrid Lindgren-Roman. «Ein wirklich gutes Produkt entsteht meist aus dem Bauchgefühl heraus», sagt er passend zum ersten Eindruck. Dieses braute sich beim Autodesigner aus der Überzeugung zusammen, seine extravaganten, dynamischen Entwürfe liessen sich doch wunderbar auf umweltfreundliche Fahrzeuge übertragen. Diese Vision wurde greifbarer, nachdem Fisker eine vielversprechende Plug-In-Hybrid Technologie bei US-Militärfahrzeugen entdeckte. Und noch mehr, als Hollywoodschauspieler Leonardo diCaprio 2005 an der Verleihung der Academy Awards mit einem Prius vorfuhr.

DiCaprios öffentliches Bekennen zu einem Öko-Auto zeigte dem zukünftigen Autounternehmer das Potential im Markt. Sechs Jahre später, im Sommer 2011, wurde der allererste Fisker Karma, ein viertüriges Sport-Coupé von fast fünf Meter Länge, elektrisch angetreibenen Hinterrädern und der aus dem Militärfahrzeug adaptierten Q Drive Technologie ausgeliefert – an Öko-Aktivist Leonardo DiCaprio, «einem für uns grossartigen Markenbotschafter».

Jeder weiss, was ein Ford oder ein Mercedes ist. Bei Fisker haben die meisten keine Ahnung, dass es sich dabei um ein Auto handelt. Einen Automobil-Brand von Null aufzubauen, ist eine unheimlich grosse Herausforderung.

«Die Entwicklung eines neuen Autos kommt auf etwa eine Milliarde Dollar zu stehen», erklärt Fisker ohne mit der Wimper zu zucken. Ein bisschen mehr, nämlich 1,1 Milliarden Dollar Investitionsgelder, konnte Fisker bisher bei privaten Investoren und beim amerikanischen Staat auftreiben – das in den Jahren der grossen Wirtschaftskrise. Fisker sitzt ‘very businesslike’ im schicken, dunklen Anzug am runden Konferenztischs seines Chefbüros. Einzig ein paar Skizzen im Hintergrund lassen seine Designerherkunft erahnen. Man kann sich den Absolventen der renommierten Designschule ‘Art Center Pasadena’ gut vorstellen in der Finanzwelt und im Umgang mit Politikern wie dem amerikanischen Vizepräsidenten Joe Biden, der die Investition von Staatsgeldern in Fisker Automotive der Öffentlichkeit ankündigte: Der Automobil-Jungunternehmer hat das souveräne Auftreten eines Machers, der weiss, was er will, wie er es will und vorhat, genau das zu erreichen.

Vor zehn, zwanzig Jahren war umweltfreundlich gleichbedeutend mit Verzicht auf Konsum und Verzicht auf schöne Dinge. Das hat sich heute total geändert.

Dabei gehört er keineswegs zu den Weltverbesseren. Er liebt ganz einfach Autos. «Ich möchte, dass wir auch in Zukunft mit Autos, schönen, schnellen Autos, herumfahren können. Das geht aber nur, wenn wir radikal neue Technologien entwickeln», sagt der CEO und Executive Design Director von Fisker Automotive. Umweltbewusstsein, effizientes Ressourcenmanagement und bewusster Konsum ist für ihn deshalb ganz einfach eine Frage der Räson, und er will auf dieser Grundlage «einen Brand schaffen für Leute, die sich mit unseren Wertvorstellungen identifizieren können». Dazu gehört auch, dass ein zukunftsweisendes ökologisches Fahrzeug über den Plug-In-Hybrid-Antrieb hinausgeht.

So wird bei der Innenausstattung des Karmas Altholz eingesetzt, der Schaumstoff in den Polstern ist aus Soja hergestellt, der Autolack aus Altglas und das Leder der Sitze stammt aus nachhaltiger Produktion. Und auf dem Dach befindet sich ein flächendeckendes Solarmodul mit einer Leistung von 120 Watt.

Design ist für unser Branding zentral. Wir wollen Emotionen wecken, ein Inbegriff für verantwortlichen Luxus werden – und anders aussehen.

Im Glashaus in Orange County zurren die Fisker-Mitarbeiter mit Badge ausgestattet und in Bundfaltenhosen mit darin brav eingesteckten Poloshirts herum: Gebaut werden die Fisker Automobile anderswo, im mehrere tausend Kilometer weit entfernten Finnland. Die Outsourcing-Strategie «verhilft zur Kosteneffizenz», wird aber bald durch eine eigene Produktionsstätte, eine ehemalige GM-Fabrik, im US-Bundesstaat Delaware ergänzt. Denn Henrik Fisker will «auf keinen Fall» in die Automobilgeschichte eingehen, als einer der zwar supercoole Öko-Autos herstellt, die aber kaum jemand kauft. «Um Erfolg zu haben, müssen wir soviele Autos wie möglich verkaufen. Nur so können wir etwas im Markt bewegen.» Dafür ist der Karma, der knapp 90’000 Dollar kostet, zu luxuriös. Das ist aber ganz im Sinne des Chefs: «Das erste Auto ist für unseren Brand absolut enscheidend – es wird die Essenz unseres Images». Selbstverständlich hat Fisker die Weichen für seine schöne, neue Autowelt bereits gestellt: An der Automesse in Frankfurt wurde im September 2011 der Fisker Surf, ein sporticher Kombi, angekündigt. Und was Fisker heute unter dem Namen ‘Projekt Nina’ austüftelt, soll ein mittelgrosses Coupé für weniger als 50’000 Dollar werden.

 

|2018|  Bis Sommer 2012 wurde das Unternehmen weiterhin von Henrik Fisker geführt und nach finanziellen Schwierigkeiten von dem chinesischen Automobilzulieferer Wanxiang Group übernommen.

  • Bilder: Reto Caduff
  • Text: Simone Ott
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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