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Rob Melville – der Mann mit dem Traumjob

Marke: McLaren Automotive Markenmacher: Robert Melville

Marke: McLaren Automotive

Markenmacher: Robert Melville

Wenn du beruflich das tun darfst, was dich schon als kleiner Junge begeistert hat, dann bist du am richtigen Ort. Und wenn du wie Robert Melville auch noch einige der schnellsten Strassensportwagen bauen darfst, dann ist dein Job wirklich überirdisch gut.

«Ich bin im Himmel», sagt Robert Melville und lacht.

Doch während der von allen nur Rob genannte englische Chefdesigner von McLaren das so ernst wie amüsant findet, fühlt man sich schon wie in einem Paralleluniversum. Schaut man sich im Technology Center von McLaren um, sieht man viel Weiss und Glas. Und wahnsinnig coole Autos in knalligen Farben. Auch wenn wir nicht im Himmel sind, sind wir doch zumindest in «Future Island». Denn was das Unternehmen McLaren hier im britischen Woking, 25 Minuten Autofahrt von London entfernt, in die Landschaft gesetzt hat, ist mehr als ein Headquarter. Es ist das Mass aller Dinge, initiiert von Ron Dennis. Der ehemalige Teamchef von McLaren und heutige Mitinhaber der Gruppe wollte eine Heimat für alle Geschäftsbereiche der Marke schaffen; einen Ort, an dem Leidenschaft zu einem Auto wird und Menschen die Ruhe finden, das Beste in Form eines Sportwagens zu realisieren.

Ein Ort, an dem Leidenschaft zu einem Auto wird

Dass an diesem einzigartigen Ort nicht nur Wagen für den Rennsport gebaut werden, ist nicht überall bekannt. 1993 wurde mit dem McLaren F1 der erste strassentaugliche Wagen produziert. Das nur 106 Mal gebaute Fahrzeug wird unter Kennern und Fans bis heute hoch gehandelt. So sollen selbst Tesla-Gründer Elon Musk und «Mr. Bean» einen besitzen. Zwischen 2003 und 2009 kooperierte McLaren Automotive mit Mercedes und baute ein weiteres Modell, den Mercedes-Benz SLR McLaren. Der ausbleibende Erfolg führte jedoch zur Trennung. Seitdem entwickelt, produziert und positioniert man sich wieder als McLaren und ist mit den neuen Modellen sehr erfolgreich.

2009 wurde mit dem MP4-12C bereits das erste Serienmodell der neuen Ära auf dem Genfer Autosalon gezeigt, das dann zwei Jahre später ausgeliefert werden konnte. Seither hat sich die Produktfamilie konstant erweitert. Während andere ihre Autos nach Frauen, Orten oder Winden benennen, nutzt McLaren heute schlicht die PS-Anzahl und fügt dieser je nach Edition noch einige Buchstaben hinzu. Gebaut wird in der Regel in limitierter Stückzahl – begründet durch die Ressourcen, aber auch durch den Wunsch, dass ein McLaren ein besonderer Anblick auf der Strasse bleiben soll.

Ein kleiner Junge, der gern beobachtet

Dass viele die Modelle, die ab rund 180 000 Euro erhältlich sind, erst einmal keiner Automarke zuordnen können, findet Rob Melville nicht schlimm. Der Chefdesigner sieht es mehr als Herausforderung und Inspiration: »Wir sind ein junger Brand in Bezug auf Strassen-sportwagen. Doch wir haben als Marke eine lange Vergangenheit, internationale Präsenz und vor allem Reputation. Auf dieser guten Basis können wir aufbauen.« Er selber sieht seine Rolle als persönlichen Traum- oder, wie zu Beginn gesagt, als himmlischen Job. Und den nimmt er ernst, sehr ernst. Sich selber hingegen nimmt er nicht so wichtig. Während andere in seiner Position vielleicht ein wenig die Bodenhaftung verlieren würden, ist er so sympathisch wie normal. Ein Interview mit ihm macht Spass, denn die Antworten sind nicht einstudiert. Und er schliesst nicht im Vorfeld kategorisch aus, auch über sein Privatleben zu sprechen.

Vor rund vierzig Jahren hat hier alles angefangen: seine Leidenschaft für Details, seine Neugier, wie Dinge funktionieren.

«Als kleiner Junge habe ich den grössten Teil meines Tages in der Natur verbracht und beobachtet», erinnert er sich. «Das Fliessen des Wassers, die Bewegungen der Tiere, es hat mich einfach schon immer interessiert, wie alles funktioniert.» Später nahm er dann Autos, Flugzeuge und Motorräder unter die Lupe. Die Entscheidung für ein Designstudium war früh vorbestimmt – und irgendwie auch der Weg in die Autobranche. Bis zu seinem Start 2009 bei McLaren war er bei General Motors und arbeitete an den Modellen Hummer und Cadillac mit. «Ich habe mir jedoch schon immer etwas mehr Freiheit in Bezug auf mein Design gewünscht, so dass das Angebot von McLaren quasi ein Jackpot war», begründet er den Wechsel.

Zudem kann er hier auch seine Passion für Funktionalität so richtig ausleben.

Ein Blick in die Kabine des Wagens verrät: Man verzichtet auf alles, was nicht sein muss.

Einsteigen, sich kurz orientieren und schon kann es losgehen. Während andere Sportwagen erst einmal begriffen werden müssen, weil tausend Knöpfe und Hebel und ein Display mit Touch und Sound einem den Fahrspass schon vor dem Gasgeben nehmen, ist in einem McLaren nur da, was man braucht. Um es mit Robs Worten zu sagen: «Unsere Sportwagen lassen sich intuitiv und schnell begreifen, danach steht dem Fahrgefühl nichts mehr im Weg.»

Ein kleines Team, das Grosses leistet

Rob Melville selbst hat seinen Arbeitsplatz im Technology Center. Ein Einzelbüro sucht man jedoch vergebens.

«Wir sind eine grosse Familie, bei der jeder mit jedem kommuniziert», sagt er. «Wir arbeiten alle mit gleicher Passion und tun alles, um die Persönlichkeit der Marke McLaren in jedem Detail erlebbar zu machen, sei es beim Wagen selber oder im Marketing». Geheimnisse untereinander hat man nicht, man hat sie nur vor der Öffentlichkeit. Und zwar so lange, bis manselber überzeugt ist, dass alles passt. Es wird diskutiert – über die Form, das Material und jede einzelne Rundung. Mit Blick auf das spätere Beschleunigungsgefühl sollte dabei natürlich alles möglichst leicht sein. Daher wurde unter anderem lange an einem Sportsitz getüftelt, der gerade einmal fünf Kilo wiegt. Aktuell setzt man auf Titan und Carbon, doch Rob Melville ist sicher, «dass noch viele neue Materialien aufkommen werden, die noch besser sind».

Der Moment, wenn er als Chefdesigner ein Auto zum ersten Mal fertig zu Gesicht bekommt, ist ein Gefühlsbad. «Es ist eigentlich kein Moment, es sind viele Sekunden», sagt er selbst. Er nimmt sich, wie auch schon bei der Entwicklung, viel Zeit, um das Auto zu erleben.

«Man geht um das Auto herum, fasst es an und ist stolz», beschreibt er den Augenblick. «Es ist kein Wow-Effekt, denn sicher schaue ich auch auf die Reaktionen der anderen. Aber es ist einzigartig.» Ein so genanntes Melville-Markenzeichen besteht darin, dass jedes Auto eine klare Psychologie hat. Und die besteht in der schon angesprochenen Funktionalität.

Der Mann mit dem coolen Job

Angst, dass Fans der Marke oder seine Vorgesetzten sein Design nicht mögen, hat Rob Melville nicht.

«Als Designer willst du immer das Beste liefern. Und du bist selbst dein größter Kritiker», sagt er. «Jedes Jahr ein neues Modell ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber eine, der ich mich gern stelle.» Dies nicht zuletzt, weil er von seiner kindlichen Begeisterung für das Wie bis heute nicht abgekommen ist. Das hat er auch an seine drei Kinder weitergegeben. Er tut alles, damit seine «Gang», wie er die Familie gern nennt, das Leben lebt und erlebt. Dazu gehören auch Besuche an Papas Arbeitsplatz. «Ja, meine Kinder finden meinen Job cool und sie kommen gern her und schauen sich um.» Privat hat er keinen McLaren in der Garage stehen. «Mit meiner Familie fahre ich in unserem Honda besser», sagt er und lacht: «Ich habe ja während meiner Arbeitszeit genügend Gelegenheit, dann und wann Gas zu geben.» Und während er das sagt, muss man an den Beginn des Gesprächs denken, als er meinte, im Himmel zu sein.

  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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