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Kogi BBQ – Befreiungsschlag im Food Truck

Marke: Kogi BBQ Markenmacher: Roy Choi

Marke: Kogi BBQ

Markenmacher: Roy Choi

Foodrevolution ist ein grosses Wort. Sie findet höchstens alle fünfzehn bis zwanzig Jahre statt. Roy Choi hat eine in Los Angeles angezettelt. In einer rollenden Küche und mit ganz neuen Kochregeln: nämlich gar keine.

Er sieht aus wie ein Bad Boy: seitlich verschobene Baseballkappe, tätowierte Arme, Streetstyle-Outfit, Besitzer eines rot-verblassten Autos, das offensichtlich schon Einiges durchgemacht hat. Und er kifft auch ganz gerne.

Das Kiffen ist nicht zu unterschätzen. Denn offenbar gibt es Roy Choi den nötigen Appetit auf unglaublich gutes Essen und gleichzeitig die Gelassenheit, einfach mal das zu machen, worauf er Bock hat. Was für einen Sohn einer koreanischen Einwanderer-Familie eine ziemlich grosse Sache ist. «Anwalt, Arzt oder sonst was Anständiges sollte aus mir werden», grinst er. «Koreanische Eltern sind da gnadenlos.» Also wurde aus ihm erst mal nichts. Er lungerte auf der Strasse herum, liebäugelte mit Gangs, experimentierte mit Drogen und liess sich tätowieren. Irgendwann kriegte er sein Leben auf die Reihe und liess sich am bekannten CIA, nicht etwa dem US-Geheimdienst, sondern dem Culinary Institute of America, zum Koch ausbilden.

Und landete sogar einen Praktikumsjob im ‘Le Bernardin’ in New York, einem der besten französischen Restaurants Amerikas.

Die Food Trucks sind heute das was in den 1960ern die Musik von Grateful Dead war: ein eklektischer Mix verschiedener Stile und lange, seelenvolle Improvisationen.

Er fährt mit seinem verbeulten Auto, der rote Lack glänzt schon lange nicht mehr, durch Downtown L.A. zu einer kleinen Food- und Shoppingmall in Chinatown. «Im ‘Le Bernardin’ kann sich keiner mehr an mich erinnern, nehme ich an», meint er lakonisch hinter dem Steuerrad. Wohl aber sein späterer Chef im Beverly Hilton in Los Angeles: Der nervte sich ob Roy Chois mangelnder Arbeitsdisziplin derart, dass er ihn kurzerhand hinaus warf. Roy Choi, die Schande der Familie, fand danach keinen Job mehr. Heute ist er in der Shoppingmall von Chinatown der Boss. Hier befindet sich das «Chego», sein erstes Lokal an einem fixen Standort. Er eröffnete es, nachdem er mit Korean Tacos seines legendären Kogi Food Trucks zur Kultfigur geworden ist.

Choi hat das Prinzip des edlen Fast Food erfunden.

Oder dem «Gourmet Fast Food», wie das die Amerikaner so schön nennen. Im «Chego» macht er das statt mit Tacos mit Reisschalen. In der kleinen, geschäftigen Küche packt er einen Wok, knallt ihn auf ein Flamme des Gasherds: «Man beginnt mit frischem Ingwer, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Chilies und schichtet Aroma über Aroma in wenig Öl bevor das Reis hinzukommt.» Seine Handbewegungen grooven – «wie Hip Hop!» – als er mit der koreanischen Chiligewürzpaste Kochujang glasierten Korubata-Schweinebauch, Wasserspinat, chinesischen Broccoli und etwas eingelegten Rettich dazugibt, Sojasauce und Salsa Roja darüber klackst. Dann noch ein Spiegelei, die Ränder schön knusprig, drauf und zerbröselten mexikanischen Cotija-Käse und gehackte Erdnüsse. «Hier», schiebt er die «Chubby Pork Belly»-Reisschale hinüber. Sie schmeckt so unglaublich gut, dass man sie auch unbekifft fast ein bisschen gierig verschlingt.

L.A. lässt viel Raum lässt für Improvisation und Freestyle.

Roy Choi ist das Produkt des Meltingpots Los Angeles auf der Suche nach seiner kulinarischen Identität. Er wuchs zwischen Korean BBQ, mexikanischen Tacos, chinesischen Dumplings, bengalischem Biryani, Fast Food- und Familienrestaurant-Ketten auf. Während man in der Parallelwelt der weissen Mittel- und Oberschicht auf die klassisch französische und italienische Küche setzte. Ethno-Küche? Unfein. Schliesslich musste man denen drüben in der Weltstadt New York zeigen, dass man auch an der Westküste etwas Kultur hatte. «Fuck it», dachte Choi, der arbeitslos auf dem Sofa eine Fernseh-Kochshow nach der anderen anschaute. Es waren nicht Gerichte wie «Bœuf Bourgignon» oder «Scalopine al limone», die seinem Gaumen den ultimativen Kick gaben. Die klassische Menu-Reihenfolge Vorspeise, Hauptgang, Dessert, langweilte ihn genauso wie die strikten Kochregeln des Monsieur Escoffier, die ihm im CIA eingedrillt wurden. Er wollte intensive Aromen, Geschmacksorgien, tropfende Finger beim Essen und Reste feuriger Salsas um den Mund.

Meine Art zu Kochen verbindet Low und High. Sie diskriminiert niemanden und ist allen Schichten zugänglich.

Im Herbst 2008 rollte Choi zusammen mit seinem Buddy aus Beverly-Hilton-Zeiten, Mark Manguera, den ersten Kogi Truck nachts vor die Clubs am Sunset Boulevard. Auf dem Menu: Spicy Pork Taco, Short Rib Sliders, Kimchi Quesadilla – Kimchi ist koreanisches, scharf gewürztes Sauerkraut – und andere koreanisch-mexikanisch Kreuzungen. «Die Tacos erzählen die multikulturelle Geschichte von L.A.», sagt Choi. «Und L.A. ist nicht elitär. Es ist mir wichtig, dass man für wenige Dollars ein wirklich gutes Essen bekommt. Eines, das mit genauso viel Können wie Kreativität und mit viel Liebe zubereitet wird.» Auf einen Schlag standen hunderte von Fans in einer sehr, sehr langen Schlange vor dem Kogi Truck. Es war wie ein Befreiungsschlag: L.A. war kulinarisch endlich sich selber. Weitere Trucks mussten her. Choi rüstete auf vier auf.

Angebot und Standorte twitterte er an seine Fans. Und machte auch da von sich reden: Als ein Vorreiter des Social Media-Marketings, das seinen Erfolg zur Sensation machte. 2010 wurde er vom amerikanischen Foodmagazin zum «Best New Chef» gekürt: Choi und seine Korean Tacos waren der landesweite Hype.

Was viele über mich und meinem Erfolg nicht wissen: Alles kommt davon, dass ich nichts zu verlieren habe.

Seit dem Kogi Truck ist auf den Strassen von L.A. bis Paris nichts mehr wie es einmal war: Überall tauchen Gourmet Food Trucks auf. Mit Angeobten von Tacos über Fried Chicken bis zu Cupcakes. Roy Choi selber ist zum Food-Unternehmer und zum kulturellen Phänomen geworden. Er führt mehrere Lokale in ganz L.A. und ist Partner des neuen Szenehotels ‚The Line’ der angesagten Sydell Gruppe im – wohl auch dank ihm – hip gewordenen Koreatown. Dort setzt er nun seinen kulturübergreifenden Food im Hotelrestaurant «Pot» als Feuertöpfe fort. Und selbstverständlich ist bereits eine Biografie über ihn erschienen. Mit dem Titel «L.A. Son». Er könnte nicht besser gewählt sein.

  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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