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Fefe Dobson – Aussenseiter im Markenterrain

Marke: Fefe Dobson Markenmacher: Fefe Dobson

Marke: Fefe Dobson

Markenmacher: Fefe Dobson

Es ist ein Phänomen: Sobald ein Geheimtipp keiner mehr ist, wenden sich diejenigen, die ihn – sei es Lokal, Label oder Lied – am Anfang am lautesten bejubelten, davon ab. Wenn aus einigen Wissenden plötzlich das gemeine «Alle» wird, macht das Jubeln keinen Spass mehr, und mit leicht angewiderten Schnütchen wenden sich die Geheimtipp-Affinen ab und suchen das neue, kleine Unbekannte, das zu Unrecht keinen Erfolg hat. Denn eins ist klar: Mainstream ist für die anderen.

Die kanadische Sängerin Fefe Dobson hat eigentlich alles, was man als gute Mainstream-Marke bräuchte: Sie ist talentiert, wild, zielstrebig und mit einer gewinnenden Ausstrahlung gesegnet.

Als wir sie treffen, trägt sie eine riesige Sonnebrille im hübschen Gesicht, eine Leopardenjacke, die Nägel ihrer beiden Zeigefinger sind golden schimmernd lackiert und ein funkelndes grosses Etwas schmückt einen weiteren Finger. Definitiv Starappeal, und das nicht nur äusserlich: Während des Shootings schüttelt Fefe die zerzausten Haare, hüpft und lacht und posiert auf Knopfdruck, und das, obwohl sie eine Laktose Allergie hat – und zum Mittagessen aus Versehen eine mit Milch angereicherte Suppe gegessen hatte. Gemanagt wird Fefe von Chris Smith, der auch Grössen wie Nelly Furtado betreut. Trotzdem sieht sich Fefe Dobson eher als Aussenseiterin denn als Marke.

Kurt Cobain war definitiv eine Marke. Er repräsentierte die Missverstandenen – und Flanellhemden.

Musik als Schalldämpfer

Felicia Lynn Dobson wuchs mit Mutter und Schwester in einem sehr musikalischen Haushalt in Ontario auf. Die Mutter spielte immer eine Menge Musik, von Bob Marley und Prince über Lisa Lisa bis hin zu Michael Jackson. Aufgrund ihres Aussehens als Tochter eine Jamaikaners und einer Kanadierin hatte Fefe Dobson nicht immer einen leichten Stand: In der Schule wurde sie gemobbt und später, als sie anfing, Musik zu machen, fanden es viele merkwürdig, dass ein dunkelhäutiges Mädchen dieselbe Musik machen wollte wie eine Avril Lavigne oder Michelle Branch. Doch für Fefe war von Anfang an klar, dass sie genau diese Musik mochte.

Wenn das, woran du glaubst, das einzige ist, was dir ermöglicht, dich vollkommen zu fühlen, dann musst du es tun.

Zwei Seelen in einer Brust

Musik war für Fefe stets die beste Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Als Kind schon, wenn zuhause gestritten wurde, und in der ganzen Zeit als Teenager, wenn man sich selbst am liebsten davon laufen möchte, setzte sie sich einfach zwischen die Lautsprecher und nutzte die schalldämpfende Wirkung von Musik. Sie war es auch, die ihr die Kraft gab, dem Mobbing und den Vorurteilen stand zu halten und ein professionelles Desinteresse dafür zu entwickeln, was andere Leute denken. Es waren nicht wenige, sagt sie, die ihr und ihrem Manager rieten, andere Musik zu machen, weil «ein dunkles Mädchen und Rock’n’Roll einfach nicht funktionieren würden». Es scherte Fefe aber nicht allzu sehr. Selbst dann, als die Rock’n’Roll Fraktion sich dann noch entrüstet zeigte, dass sie gleichzeitig auch gerne Pop Musik spielte. Stereotype Erwartungen? Dass sich auf ihrem aktuellen Album «Joy» nun von beiden Genres ein wenig findet, ist ihre Antwort darauf.

Wir sind so zur Welt gekommen wie wir sind. Es wäre schade, wenn wir uns aufgrund unserer Hautfarbe oder unseres Geschmacks Ketten anlegen würden.

Bei so viel Gelassenheit überraschen die Vorbilder von Fefe Dobson nicht sonderlich. Sei es die Mode der am Ende des Laufsteges jeweils ein Rad schlagenden Betsey Johnson, sei es Joan Jett als wegweisende Frauenfigur im Punkrock oder auch Stevie Nicks von Fleetwood Mac: Fefe bewundert vor allem kraftvolle Frauen und Querdenker, wie sie selbst einer ist.

Unbeeindruckt von äusseren Einflüssen mischt sie Rock und Pop, Kanada und Jamaika und scheut weder Eigenbrötlertum noch Mainstream, und das mit einem klaren Ziel.

Ich will dieses Album und meine Musik in die Welt hinaus tragen, die Massen ansprechen und wachsen.

Sie hält einen Moment inne, zupft an ihrem Augenbrauenpiercing und lacht dann ihr ansteckendes Lachen, das ihre sonst so geschwungene Oberlippe zu einer geraden Linie werden lässt, was für einen kurzen Augenblick ihre kleinen, spitzen Eckzähne aufblitzen lässt. Eine durch und durch authentische Erscheinung mit einem erfrischend ehrlichen Ansatz inmitten all der Geheimtippverfechter, die dem Mainstream im Kollektiv abschwören, ohne zu merken, dass sie damit etwas tun, was genau so Massenphänomen ist wie Mainstream.

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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