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Classicon – ein Podium für Design-Ideen

Marke: Classicon Markenmacher: Oliver Holy

Marke: Classicon

Markenmacher: Oliver Holy

Der Markenname Classicon setzt sich aus den englischen Wörtern «classic» und «contemporary» zusammen und steht für ein Designunternehmen, das klassische wie zeitgenössische Entwürfe produziert.

Ein tristes Gewerbegebiet in der Nähe der Münchner Messe, die üblichen gesichtslosen Zweckbauten.

Dazwischen ein massiver Betonblock mit Laderampen im offenen Innenhof. Doch geht man um das Gebäude herum, eröffnet eine zweistöckige Glasfassade den Blick auf die anschauliche Welt von Classicon: Sessel von Eileen Gray, Glastische von Sebastian Herkner, ein Hocker von Eckart Muthesius, Sitzobjekte von Konstantin Grcic und der Garderobenständer Nymphenburg von Otto Blümel. Classic Contemporary Design steht für ein lebendiges Miteinander und perfekte Ergänzung der Stile und Charaktere. «Wenn ich nach meinem Kindheitstraum gefragt werde – ich glaube, das ist das, was ich heute mache!», verrät uns Oliver Holy, der junge, ungeheuer begeisterungsfähige Mann, der noch wesentlich jünger, fast lausbubenhaft wirkt, wenn er lächelt. Er stammt aus einer sehr erfolgreichen Familie: Vater Jochen und dessen Bruder Uwe haben die Schneiderei des Großvaters für Berufskleidung in einen Weltkonzern verwandelt und «Hugo Boss» zur Kultmarke geformt. Wenn Oliver Holy zurückblickt, prägte ihn seine Familie wesentlich: das Interesse für Kunst, aber auch die stete Neugierde, Neues anzupacken, wurden ihm quasi in die Wiege gelegt. «Die Familie, ihre Haltung und Werte, sind mir auch Vorbild für den eigenen Lebensweg, allerdings mit zwei Unterschieden», räumt er ein.

Anders als in der Familie Tradition, wollte Oliver Holy nie in der Modebranche reüssieren. Und obwohl ihn ein Großunternehmen wie Boss fasziniere, sei für ihn immer klar gewesen, dass er nur ein Unternehmen in überschaubarer Größe führen wolle.

Ich kenne meine Mitarbeiter, ich weiß, wie ihre Kinder heißen, kenne ihre Passionen, das ist mir wichtig.

Eigentlich erstaunlich für ein Unternehmen, das heute in 66 Ländern vertreten ist und Showrooms in Zürich, Seoul, Sydney und Tokio besitzt.

Wertvolle Schätze

Es war Stephan Fischer von Poturzyn, ehemals Vorstandsmitglied der legendären Vereinigten Werkstätten in München, der Classicon 1990 gründete. Wertvollster Schatz waren Lizenzen berühmter Klassiker der Werkstätten, darunter auch Entwürfe von Eileen Gray. Zugleich holte Fischer zeitgenössische Designer, so auch den jungen, noch weitgehend unbekannten Konstantin Grcic an Board. Als Oliver Holys Familie um 2000 Classicon übernahm, hatte dieser bereits klare Ziele. Ursprünglich träumte der Urenkel von Hugo Boss zwar von einer Karriere als Designer oder auch als Architekt. Doch ernüchterten ihn die Berufsaussichten der Gestalter, die von zahlreichen Sachzwängen bestimmt würden, wie er fand. Wesentlich wirkungsvoller erschien es ihm da, ein Unternehmen zu führen, das Designern ein Podium für ihre Ideen gibt. Schließlich entschied er sich für ein Jurastudium. Eine etwas ungewöhnliche Entscheidung für einen Design-Liebhaber, die sich aber letztlich als glücklich erwiesen hat. «Ich möchte heute das Jurastudium nicht missen. Denn diese Art zu denken, nicht so wie in der Wirtschaft, geradlinig, sondern viel breiter, alle Aspekte zu beleuchten und mitzuberücksichtigen, das hilft mir doch sehr.» Kurz vor dem Jahrtausendwechsel kam er dann zu Classicon, seit 2003 leitet er als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens. Dazwischen hat er alle Bereiche, angefangen vom Lager, durchlaufen, er kennt seinen «Laden» im wahrsten Sinne von Grund auf.

Die Ausnahmeerscheinung Eileen Gray

Geht es um «seine» Designer, kommt der Classicon-Chef ins Schwärmen, ganz besonders bei Eileen Gray, deren Werk er leidenschaftlich fördert: «Eileen Gray war sicher eine Ausnahmeerscheinung. Architektur, Fotografie, Design, Möbel, Teppiche, Kunst¬; ich glaube, diese Vielfalt und auch diesen Weitblick bis ins hohe Alter hatten nur ganz wenige.» Und er erzählt: «Eileen Gray war sehr autodidaktisch, viel intuitiver als etwa das sehr analytische Bauhaus. Art Deco hatte ja eine gewisse Leichtigkeit, war spielerisch. Sie hat sich aber auch sehr unabhängig gemacht, Materialien verwendet, die keiner eingesetzt hat. Und sie war ein Millimeter-Mensch, kein Zentimeter-Mensch.» Oliver Holy lächelt, will aber auch die jungen Designer der Marke nicht vergessen. «Ich liebe Konstantin Grcic, ich mag diese klaren, kantigen Formen, die allerdings oft sehr kompliziert sind. Aber wenn man sich mal damit angefreundet hat, dann liebt man sie.» Qualität ist seit jeher das entscheidende Kriterium – für die Auswahl wie die Fertigung. «Gerade als ein Unternehmen wie Classicon haben wir sicher auch eine ökologische Verantwortung. Dazu gehört auch der bewusste Verzicht auf bestimmte Materialien.» Qualität und Design schätzt er auch bei anderen, Nymphenburger Porzellan etwa, aber auch bei George Nakashima oder USM Haller, Armani oder Stone Island. «Ich stehe zu dem, was ich mache.» Hinter dem jugendlichen Lächeln verbirgt sich ein enormer Wille. Oliver Holy sitzt seit einem schweren Skiunfall mit acht Jahren im Rollstuhl. Das hat weder seine Liebe zu den Bergen noch die Leidenschaft fürs Skifahren beendet, er fährt weiterhin mit einer Spezialkonstruktion. Ebenso wenig lässt er sich im Alltag bremsen. Er ist ständig unterwegs.

Wir sind in einer Generation, wo der finanzielle Erfolg nicht mehr so wesentlich ist, sondern die Lebensplanung andere Schwerpunkte hat, die Familie zum Beispiel oder Reisen.

«Wir sind mit Handy und Laptop heute wunderbar mobil, ich muss nicht mehr tagein, tagaus hier am Schreibtisch sitzen. Ich sage immer, es muss Spaß machen.» Dabei ist ihm der Standort München wichtig. «Wir haben hier doch alles: gutes Wetter, schöne Restaurants, Kunstwerke, Biergärten, einen internationalen Flughafen mit tollen Verbindungen.» Nach Lieblingsstädten befragt, nennt er spontan New York – «da ist immer wieder etwas anderes zu entdecken, dauernd verändert sich die Stadt, hat immer wieder Neues, jetzt gerade die Cupcake stores zum Beispiel» – und Paris. Aber auch Shanghai fasziniert ihn, die Gigantomanie, die Kontraste, die atemberaubende Moderne und die Geschichte – «ein Pulsieren, das einen mitreisst.» Der ferne Osten reizt ihn, «dort ist Zukunft!», ruft er. Und die Zukunft von Classicon? Natürlich die Fortführung der bestehenden Linien, neue Designer, aber warum kann Classicon nicht auch anderes machen? «Ich sehe so vieles, wenn ich täglich unterwegs bin. Ich möchte Dinge fördern, die meiner Sichtweise entsprechen, wo ich meine Passion und Leidenschaft einbringen kann.» Vielleicht ein Classicon-Magazin? Jetzt lacht Oliver Holy und gesteht: «Also, ich esse für mein Leben gern. Gutes Essen finde ich etwas ganz Fantastisches. Ich bin vielleicht ein- oder zweimal im Jahr im Tantris, wenn ich sage, jetzt gönne ich mir was. Und diese Konsequenz, vom Teller über die Einrichtung, dass alles zusammenstimmt, das begeistert mich. So ähnlich könnte ich mir ein Classicon Restaurant vorstellen.» Und wenn es mit Classicon nicht geklappt hätte? «Vielleicht wäre es dann mehr in Richtung Kunst gegangen, aber auch dann wohl eher als Galerist. Immer eher als Vermittler.»

Also alles richtig gemacht? Oliver Holy zögert kurz, überlegt, dann nickt er: «Ja, bis auf Kleinigkeiten, denke ich schon.» Und lächelt wieder.

  • Bilder: Henning Bock
  • Text: Herbert Lechner
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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