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TREE – zuhause in der Natur

Marke: TREE Markenmacher: Kate Babington

Marke: TREE

Markenmacher: Kate Babington

«It looks like Tree» sagen Hongkonger heute oft zu Holztischen mit klarer Linienführung. In nur sechs Jahren hat die Firma geschafft, dass reduziertes Möbeldesign auch in China als besonders schön gilt.

Kate Babington ist exakt das Gegenteil einer unnahbaren Chefin.

Morgens um 10.00 sprüht sie nur so vor Energie. 1,80 groß, kaum Make-up, glattes, blondes Haar, das ständig in Bewegung ist, Jeans, offenes Lachen. Sie ist der Typ Frau, der für Fernsehspots gebucht wird, um zu erklären, an ihre Haut käme nur Wasser und Seife. Man wird gleich erfahren, dass es in Kates Fall die Seifenprodukte von Bodyshop sind, denen sie vertraut. Bodyshop und seinem «tadellosen Ethos» hat sie nämlich als Leiterin des Einkaufsbüros Asien jahrelang ihre Arbeitskraft gewidmet. Sie liebte diese Marke – bei der alle Produkte ein striktes Zertifizierungsverfahren durchlaufen müssen, das feststellt, dass sie auch durch und durch ökologisch korrekt hergestellt sind. Nach demselben Prinzip arbeitet sie jetzt wieder, seit sie Anfang 2010 Direktorin einer Firma wurde, die sie noch näher an die Natur herangebracht hat: TREE – Hongkongs erste Eco-Boutique für Möbel aus 100% recyceltem Teak-Holz.

«Reclaimed, recycled, reloved – Wieder gewonnen, aufbereitet, wieder geliebt», lautet das Motto des Hauses.

Hergestellt wird dieses von indonesischen Schreinern in lokalen Kooperativen. Und als ob das nicht schon nachhaltig genug wäre, beteiligt sich die Firma noch an verschiedenen Umweltstiftungen und hat mittlerweile mehr als 20.000 Bäume in Thailand und Indonesien gepflanzt.

Gegründet hat TREE im Jahr 2005 Kates beste Freundin Nicole Wakley. Die war als englische Anwältin nach Hongkong gekommen. Bei ihren unzähligen Asienreisen hatte sie sich in indonesische Holzmöbel verliebt und wollte plötzlich nur noch eins: Diese unglaublich schönen alten Hölzer in ihre Wahlheimat bringen und daraus neue, schlichte Möbel, Bänke oder Stühle machen. «Dabei wusste sie so gut wie nichts von Einkauf und Sourcing», schüttelt Kate heute noch den Kopf. Ein Glück nur, dass sie sich damals bereits kannten – und Kate ihr en passant wichtige Tipps geben konnte. Es gab damals in Hongkong keine hochwertigen, verantwortungsbewusst hergestellten Holzmöbel in schlichtem Design. Nicole und Kate mussten deshalb immer zu den Schreinern nach Macau fahren, wo sie sich etwas in chinesischem Stil massfertigen ließen. Inzwischen haben sie den Hongkonger Möbelmarkt revolutioniert. «It looks like something from TREE» ist nun eine oft gebrauchte Umschreibung für Holztische mit klarer Linienführung in der Stadt.

Wir unterstützen lokale Schreiner und Betriebe, die auf ausschliesslich nachhaltige Herkunft und natürliche Materialien setzen. So ermöglichen wir ihnen, ihre reichhaltige Tradition am Leben zu erhalten.

Die beiden Freundinnen sehen aus wie Zwillinge. Mit einem Unterschied: Nicole ist dunkel, Kate blond. «Aber wir haben einen nahezu identischen Geschmack», erklärt Kate. Das erleichtert ihre heutige Aufgabe. Denn inzwischen ist sie für das Wachstum des Baumes allein verantwortlich. Nicole zog es vor zwei Jahren mit ihrem australischen Mann und den zwei kleinen Jungen nach Australien, wo die Jungs auf einer abgelegenen Farm in den grünen Hügeln umgeben von Regenwald aufwachsen sollen. «Heute züchtet Nicole Schafe und hält Hennen für die Eier», lacht Kate. Ob sich die Freundschaft verändert hat, seitdem die eine für das «Baby» der anderen verantwortlich ist? Kein bisschen, versichert Kate. Noch heute telefonieren die beiden Frauen mindestens einmal pro Woche stundenlang, und alle sechs Monate fährt Kate nach Australien in die Wildnis, um sich mit Nicole ungestört über ihr Lieblingsthema zu unterhalten. Auseinandersetzungen hatten sie noch keine. Im Grunde sei das Baby ja bereits aus dem schwierigen Kleinkindalter raus, meint Kate. Sie musste nur die Strukturen verbessern, die Marketingabteilung vergrößern und die Angestellten im Verkauf noch intensiver schulen. All jene Schritte also, die ihrer Anwaltsfreundin eher fremd waren. Außerdem hat sie inzwischen kontinuierlich die Produktpalette erweitert und neue Zulieferer gefunden. Ungebunden und ohne Kinder, reist sie fast jeden Monat durch China, Vietnam, Thailand oder Indonesien. Und wo immer sie Lampen, Keramik oder hölzerne Unikate sieht die ihr gefallen, kauft sie größere Stückzahlen davon ein. Das Resultat: Der Showroom ist viel bunter geworden. Denn Accessoires sind ihr ein Herzensanliegen.

Wie ich das Markenerlebnis von TREE beschreiben würde? Für uns ist es Leidenschaft, Spass, Integrität, etwas zurückgeben. Ethisch, öko. Eine Kombination aus all diesen Elementen. Und schönes Handwerk.

Kate ist in Hongkong geboren und wuchs hier auf, wohin sie nach ihrer Universitätszeit und Ausbildung in England zurückkehrte – auch weil sie die Farben und Gerüche Asiens vermisst hatte. An der Hand der Eltern war sie schon als Kind durch die Märkte Chinas, Vietnams oder Indiens gestreift. Heute kann sie das wieder tun. «Ohne es zu planen, habe ich bei TREE den absoluten Traumjob gefunden.» Und die Hongkonger lieben ihren bunteren TREE sowieso. Denn der Showroom mit der angeschlossenen Werkstatt ist voller Leben. Er befindet sich in der obersten Etage eines Hochhauses voller Einrichtungsläden. Doch im Gegensatz zu den anderen High-End-Designerboutiquen fühlt man sich hier ziemlich unbeschwert. Kaufzwang gibt es keinen. Nur ein freundliches «make yourself feel at home» schwebt über den Köpfen der 40 Angestellten aus 10 Nationalitäten. In der Spielecke nebenan nehmen gerade zwei Mütter mit ihren Kleinkindern Platz. Die Mütter trinken Milchkaffee und essen Kuchen, die Kinder robben fröhlich über weiche Kuschelteppiche. Kate Babington grüsst die Neuankömmlinge wie gute Bekannte. Die Umgestaltung des Cafes war auch ihre Idee. So können die Kunden heute direkt in die Werkstatt gucken und bei einem Avocado-Chicken-Sandwich entspannt dabei zusehen, wie ihr Möbelstück die persönliche Wunschbeizung erhält.

Manchmal bedürfen die Umsetzungen der Dorfschreiner einer kleinen Optimierung für unseren Markt. Wir haben ihnen beigebracht, alles möglichst schlicht zu halten.

Geliefert werden die Rohlinge aus Indonesien, wo eigens geschulte Sourcingtrupps geeignetes Material aus ehemaligen Türen, Booten oder Eisenbahnstrecken zusammenkaufen. Indonesien hat nun mal die meisten alten Hölzer, da die Menschen dort sehr achtsam damit umgehen. So gleicht kein TREE-Objekt dem anderen. Und jedes hat eine Geschichte. Eine der schönsten Raritäten im 2500 Quadratmeter großen Raum hat Kate Babington in Indonesien übrigens selbst entdeckt. Es ist der drei Meter lange Tisch, an dem die Kundenberater ihre Verkaufsgespräche führen. Gezimmert ist er aus groben Hölzern, die früher als Eisenbahnschienen dienten. Es muss eine Heidenarbeit gewesen sein, das Biest zu Fuß in den in das 28. Stockwerk zu transportieren. Aber immer wieder fragen Kunden, ob sie genau dieses Möbel kaufen könnten. Einer der wenigen Momente, in denen der sonst so flexible TREE-Kundenservice passen muss.

Mein Traumjob? Das ist er! Ich war schon immer ein Hansdampf in alles Gassen. Ich liebe es mit verschiedenen Herausforderungen zu jonglieren.

Ob wir hinter die Kulissen schauen wollen, fragt sie noch, da öffnet sie auch schon selbst die schweren Holzschiebetüren, hinter denen der Geruch von frisch abgezogenem Holz wartet. Man läuft durch die Schreinerwerkstatt, dann durch das Lager, und schließlich kommen eine Reihe unscheinbarer Büros. Kate Babington erklärt, dass sie es morgens nicht erwarten kann, hierher zu kommen – und ihr voller Schreibtisch belegt das. Von hier zu den Graphik-Designern, Marketingspezialisten oder den Schreinern hat sie jeweils nur wenige Meter. Und sie wandert alle ab, wie ein Satellit. Doch was, wenn Nicole irgendwann zurückkommt? «Das wäre für uns beide das Schönste», sagt sie im Brustton der Überzeugung. Wer so kräftige Wurzeln und ein so starkes Produkt hat wie dieser Baum, der hat wohl auch genug Platz für zwei charismatische Chefinnen unter einem Dach.

  • Bilder: Philipp Engelhorn
  • Text: Lisa von Ortenberg
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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