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Héctor Zappala – ein richtig guter Schlägertyp

Marke: Zappala Markenmacher: Héctor Zappala

Marke: Zappala

Markenmacher: Héctor Zappala

Die Nummer eins der Polo-Weltrangliste, Adolfo Cambiaso, kauft bei ihm. Auch ein Prinz aus Malaysia reist extra nach Argentinien, um seine handgefertigten Poloschläger bei Héctor Zappala persönlich in Auftrag zu geben. Hätte das mit den Poloschlägern nicht funktioniert, wäre er zur See gefahren, sagt Héctor Zappala. Daraus wird wohl nichts mehr.

Héctor Zappala steht vor einem Flachbildschirm in seinem neuen Laden im «Pueblo Polo», dem «Polodorf», eine Dreiviertelstunde von Buenos Aires entfernt. Das edle Einkaufszentrum liegt mitten auf dem flachen Land, umgeben von Wiesen und Pferdekoppeln, im Polo-Epizentrum Argentiniens. 300 Spielfelder soll es in einem Umkreis von nur zehn Kilometern geben. Das Programm des TV-Senders, das Zappala aufmerksam beobachtet, zeigt Polo rund um die Uhr.

«Da, der Schläger ist von mir», sagt der Endfünfziger und zeigt auf einen Spieler, der gerade an der Kamera vorbei galoppiert.

Knapp unter dem Griff ist der Schläger mit mintfarbenem Klebeband umwickelt – Zappalas Markenzeichen. Sechs Hersteller gibt es weltweit, vier davon produzieren in Argentinien. Der weltbeste Spieler, Adolfo Cambiaso, kauft bei Zappala. Auch ein Prinz aus Malaysia reist regelmässig extra an, um seine Schläger bei Zappala in Auftrag zu geben. Sie sehen aus wie überdimensionale Hämmer, mit um die 130 Zentimeter langen, dünnen Stielen.

«Es ist pure Handwerkskunst», sagt Zappala. «Ich kann eine Millionen Schläger herstellen, aber keiner wird genau gleich sein.»

Passion ist die Grundlage für Erfolg im Leben und auch im Geschäft.

Héctor Zappalas Eltern waren aus Italien nach Argentinien gekommen, um dem Krieg zu entkommen. Polo? Das spielte in seinem Umfeld niemand. Doch dann ergatterte der damals 25-jährige Héctor diesen Job: Polo-Holzbälle rund und glatt feilen. Bälle, nur die Bälle. An die Poloschläger liess der Maestro ihn nicht heran: «Aber er liess mich zuschauen», erinnert sich Zappala. Als der Meister starb und niemand das Geschäft übernehmen wollte, stieg Zappala ein. Das ist mehr als 30 Jahre her. Beinahe zärtlich streicht Zappala über die fertigen Poloschläger, in Argentinien heissen sie Tacos, die neben ihm an der Wand lehnen: «Und dann hat's mich gepackt.» Passion, sagt Zappala, sei die Grundlage für Erfolg im Leben und auch im Geschäft.

Er machte schon als Einsteiger alles richtig. Zuerst sorgte er für die Bekanntheit der neuen Marke, die er Casa Zappala nannte. Mit seinem alten Ford-Pickup, einem F100, fuhr er auf Poloturniere, stellte sich und seine Schläger vor. Damals waren Poloschläger durchweg holzfarben, doch Zappala machte seine einzigartig: Er fügte unter dem Griff, der wie bei einem Tennisschläger mit einem Griffband ummantelt ist, ein mintfarbenes Band hinzu. Das gefiel dem jungen Polospieler Cambiaso, er bat ihn zusätzlich um eine Detail: Ob er den Schläger nicht unten, am hammerartigen Kopf, weiss anmalen könnte? «Natürlich», erwiderte Zappala. Er begann, jeden Kunden nach seinem Farbwunsch zu fragen, die Personalisierung erledigte er ohne Aufpreis. Und er zog in die Welt hinaus, um die besten Rattanruten zu suchen. Er reiste in verschiedene asiatische Länder, in Indonesien wurde er schliesslich fündig.

Ich brauche Blickkontakt. Ich muss doch verstehen, was der Kunde will!

Von Werbeanzeigen hält Zappala nichts: «Wirklich Gutes setzt sich durch, weil es empfohlen wird.» Ein Prinz aus Malaysia kommt immer wieder zu Zappala, obwohl dieser immer wieder gegen einen Befehl verstösst: «Man darf dem Prinz nicht in die Augen schauen. Aber ich kann einfach nicht anders. Ich brauche Blickkontakt. Ich muss doch verstehen, was der Kunde will!»

Wer zu Zappala in die Fabrik kommt, dem serviert er Mate-Tee oder manchmal wirft er auch den für argentinische Verhältnisse normal grossen, für Europa völlig überdimensionalen Profi-Grill an. Auch Roger Federer, Tommy Lee Jones und Papst Franziskus sollen einen Schläger von Zappala besitzen, «den haben sie aber geschenkt bekommen, sie waren nicht bei mir in der Fabrik.»

Zwei Mal im Jahr reist Zappala zusammen mit seinem Sohn Jonatan für mehrere Tage nach Bali. «Vom Flughafen fahren wir direkt ins Lager», sagt Zappala. Dort prüfen Vater und Sohn 50’000 Ruten auf ihre Biegsamkeit und Stabilität. Von morgens bis abends halten sie die lianenähnlichen Ruten in die Hand, alle einzeln. Etwa 5’000 davon lassen sie sich nach Argentinien schicken.

Von Ruten und Zigarren

In der Fabrik der Casa Zappala, nur zehn Autominuten vom «Pueblo Polo» entfernt, liegen hunderte von Rattanruten auf einem Stapel in der Mitte des Raums. Die sonst grossen, hellen Augen von Héctor Zappala werden schmal, wenn er neue, noch unbearbeitete Rattanruten in die Hand nimmt und durch die Luft schwingt, sie vorsichtig biegt: Sind die Ruten auch nach dem Transport von Indonesien nach Argentinien flexibel genug und trotzdem haltbar? Dann beginnt der Herstellungsprozess: Das Trocknen der Ruten im Ofen. Das Zuschneiden der Zigarren, so heissen die Schlägerköpfe, die Zappala aus argentinischem Tipu-Holz fertigt. Sohn Jonatan erhitzt die Ruten über einer Gasflamme und biegt sie gerade. Zwei junge Frauen binden das Griffband und die Rute und malen die Zigarren bunt an. Zappala selbst fügt Rute und Zigarre zum Schläger zusammen, bevor sie lackiert werden. Im Hinterhof der Fabrik trocknen die neuen Schläger in der warmen Sonne.

Die Schläger sind ein Stück weit Teil von mir.

«Ein Spieler nimmt zu einer Partie in etwa zwölf Schläger mit», sagt Zappala. «Sie müssen schliesslich einiges aushalten.»

Kaputt gehen die Tacos, wenn sie unter Pferdehufe geraten oder mit einem Schläger des Gegenspielers aneinander stossen – in einem ungünstigen Winkel, mit Schmackes, mit bis zu 250 Kilometer pro Stunde kann der Schlägerkopf auf den Ball treffen. «Aber die meisten können wir reparieren», sagt Zappala. Vor einer Industrialisierung und Schlägern aus Graphit oder Glasfaser hat er keine Angst: «Das haben schon viele probiert.»

Am schönsten sei es, wenn ein Spieler nach einem Turnier zu Besuch kommt und sagt: Die Schläger waren perfekt. «Das macht mich glücklich», sagt Zappala. «Schliesslich habe ich seine Schläger gemacht, sie sind ein Stück weit Teil von mir.»

  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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