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Fiona Bennett: «Der Hut ist das i-Tüpfelchen.»

Marke: Fiona Bennett Markenmacher: Fiona Bennett

Marke: Fiona Bennett

Markenmacher: Fiona Bennett

Schon seit einem Vierteljahrhundert kreiert Fiona Bennett Hüte für Hochzeiten, Cocktailparties und für das Theater. Seit kurzem führt sie auch eine eigene Linie für hochwertige Strickwaren.

Im grossen Fenster an der Potsdamer Strasse spiegeln sich bei günstigem Lichteinfall die Lämpchen der Leuchtbuchstaben des Wintergartenvariétés von der gegenüberliegenden Strassenseite.

Dahinter sieht man fleissige Damen im uniformen Kostüm am Handwerk. Mit zusammengebundenen Haaren, schwarzen Schürzen vor weissen Hemden und mit einer dunklen, grossen Schleife um den Hals locken sie Federn, nehmen Mass und nähen. Das grosse Fenster ist mehr als nur gegenseitige Inspiration von Betrachter und Betrachteten, es repräsentiert auch Fiona Bennetts Absicht, mehr Einblicke in ihr Schaffen zu gewähren. An keiner der Adressen, wo sie zuvor ihren Laden führte, gab es auch nur annähernd so viel Offenheit. Und das in mehrfacher Hinsicht.

«Ich fühlte mich nicht mehr wohl», erzählt die Kreative. Hier nun, wo bis Oktober 2009 der Tagesspiegel seinen Sitz hatte, zwischen Spielhallen und kleinen, inhabergeführten Läden, entstehen vor den Augen der Passanten die einzigartigen Kreationen der bekanntesten deutschen Hutmacherin.

Es gefällt mir, nicht mehr nur von den immer gleichen Ladenketten umringt zu sein.

«Die Strasse hat etwas so Grosstädtisches an sich», schwärmt die Modistin, die mit ihren roten Lippen, den dunklen Augen und Locken und der blassen Haut an eine munter erwachsene Version von Schneewittchen erinnert.

Mit 6 Jahren zog ihre Familie vom englischen Brighton nach Berlin, seit 1972 lebt sie in der deutschen Hauptstadt. Und so kosmopolitisch und offen diese heute wirken mag, ausgefallene Hüte fanden auch hier nicht immer Anklang. «Hüte waren lange Zeit aus der Mode, hatten etwas Biederes an sich. In den Siebzigern wollte man sich von ihnen befreien, sie hatten nichts mehr mit Kreativität und Individualität zu tun, viel mehr wurden sie mit Zwängen und Konformität assoziiert.» Fiona wuchs als Kind in England mit einem anderen Verständnis für Kopfbedeckung auf. So zierte ein neuer Hut der Queen doch jedesmal die Frontseite der Zeitungen und hatte dadurch eine andere Bedeutung als vielleicht anderswo.

«Was ganz wichtig ist», sagt sie, «der Hut darf nie ein Fremdkörper sein.»

Ich möchte mit meinen Kreationen das Individuum unter jedem Hut sichtbar machen, auf keinen Fall aber jemanden verkleiden oder zur Skulptur werden lassen.

Vielleicht war es ihre Eigensinnigkeit, ihr wild entschlossener Pioniergeist, der sich in den funkelnden Augen zu spiegeln scheint, während sie erzählt, der sie dazu bewog, ganz entgegen dem damaligen Trend, eine Handwerkslehre zu absolvieren. Sie tat dies bei einer traditionsreichen Berliner Hutmacherfamilie in Berlin Kreuzberg. «Ich wollte dem Hut wieder eine positivere Bedeutung geben», erzählt sie. So kreierte sie in der wenigen Freizeit neben ihrer Ausbildung auch experimentelle Kopfbedeckungen.
Was zunächst in einem kleinen Kelleratelier begann, führte 1999 zum ersten eigenen Shop in Berlin-Mitte bis nun hin zur Potsdamer Strasse. Mit Fiona Bennetts Arbeit wuchs auch ihre Kundschaft. Zu Couturiers, Schauspielern und Designern kamen auch immer mehr internationale Stars hinzu. Für Christina Aguilera kreierte sie die Kopfbedeckungen für deren Welttournee. Roger Cicero, Ben Becker und auch Brad Pitt tragen Fiona Bennett.

Mir geht in meiner Arbeit um eine feine Akzentuierung, oft versehen mit einem Schmunzeln, um eine Prise feinen Humor.

Fiona Bennett wählt ihre Worte mit Bedacht. Ein bisschen so, als wäre sie stets darauf vorbereitet, wenn dem Leben plötzlich der Ton ausginge und man ihr von den Lippen ablesen müsste. Dass es ihrem Leben plötzlich ruhig zu und her ginge, kann man sich bei ihr aber beileibe nicht vorstellen. Man würde ihr heute auf den ersten Blick zwar nicht anmerken, was sich alles hinter dieser Frau verbirgt, so aufgeräumt, wie sie an diesem Tag in ihrem schneeweissen Laden steht und erzählt – fein gemachte Frisur, perfekt sitzendes Bonnet und ein strahlendes Lächeln, das ihr auch beim fünfzigsten Foto nicht vergeht. Doch zum 25-jährigen Bestehen ihrer Arbeit veröffentlichte sie ihr Buch «Vom Locken der Federn», in welchem man über allerlei Anekdoten auch hinter die Kulissen dieser Frau gelangt und entdeckt, wie turbulent es in ihrem Leben bisher zuging. Man liest von zu Modeschauen umfunktionierten Geisterbahnen über ihr Dasein als Mutter bis hin zu ihrer Liebe zu Berlin. Ein kleiner poetisches Abenteuerroman aus der Modewelt. Fernab der Buchseiten kommt Fiona Bennett nur selten ab von wohl überlegten, themenbezogenen Sätzen.

Doch beim Präsentieren eines Hutes, der mit einem handgemachten Vogel geschmückt ist, sagt sie schulterzuckend: «Ich habe halt irgendwie diesen Hang zu abstürzenden Vögeln.» Fast erlangt man jetzt den Eindruck, diese Frau sei vielleicht doch eher eine als Hutmacherin getarnte Aktionskünstlerin. Sie schmunzelt. «Ich bin gerne auf Trab und vereine verschiedene Dinge. Mein Handwerk nutze ich gern als Vehikel für meine Kunst.» Doch bevor man sich die Theorie gänzlich bestätigen lassen kann, betritt eine Gruppe neugieriger Frauen das Geschäft und nimmt Fiona Bennett in Beschlag, die ihnen geduldig alle Fragen beantwortet und sich mit einem tadellosen, über die Schulter geworfenen Lächeln aus dem Gespräch verabschiedet.

  • Bilder: Kai Jünemann
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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