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Sandqvist – drei bärtige Schweden und viele dunkle Taschen

Marke: Sandqvist Markenmacher: Anton and Daniel Sandqvist, Sebastian Westin

Marke: Sandqvist

Markenmacher: Anton and Daniel Sandqvist, Sebastian Westin

Inspiriert vom rauen, weiten Himmel Skandinaviens und all dem, was man darunter anstellen kann, gründete Anton Sandqvist mit seinem Bruder Daniel und dessen Jugendfreund Sebastian das Taschenlabel Sandqvist.

Ihre Freundschaft geht zurück bis in ihre Kindheit, die sie gemeinsam in einem kleinen schwedischen Dorf verbrachten. Daniel und Sebastian gingen dort auf dieselbe Schule.

«Wir besuchten zwar nicht dieselbe Klasse, aber wir spielten in derselben Band», verrät Daniel und grinst verschmitzt unter seiner Wollkappe hervor. Sein älterer Bruder Anton ist acht, respektive neun Jahre älter als die beiden und war damals kein Teil der Gruppe. Die drei sitzen ihrem Showroom, der sich an der Brännkyrkagatan 74 in Stockholm mit den Büroräumlichkeiten auf derselben Ebene befindet. Sie sehen aus, als wären sie gar drei Brüder. Alle mit Bart, Tätowierungen, dunklen Pullovern und längeren Haaren. Sebastian erinnert sich: «Dieser ältere Bruder hatte damals etwas Furchteinflössendes.» Sie lachen alle drei, und Sebastian räumt ein: «Na ja, nicht wirklich. Aber mit 14 hat man einfach keinen direkten Bezug zu jemandem, der so viel älter ist. Das spielt dann später irgendwann keine Rolle mehr.» Anton nickt und trinkt einen Schluck Tee aus seiner bunten Tasse, während Daniel weitererzählt. Als junge Erwachsene zogen Sebastian und er fast gleichzeitig nach Stockholm, wo sie ihr eigenes Popkultur-Magazin gründeten. Fast etwas abwehrend meint er dazu: «Ich war kein Art Director, Texter oder Journalist. Und Sebastian auch nicht.

Wir wollten einfach ein Lifestyle-Magazin machen und kamen so an gute Leute, mit denen die Zusammenarbeit gut funktionierte.» Sebastian ergänzt: «Wir lernten eigentlich alles erst auf dem Weg.»

Wenn du nur weisst, wie du die richtigen Leute findest, auf die du dich verlassen kannst und die gute Arbeit leisten, musst du selbst eigentlich nicht mehr so viel können.

«Wichtig ist, dass man bereit ist, alles zu geben und gute Ideen zu haben», findet Daniel. Anton arbeitete zu dieser Zeit noch als Technical Key Account Manager für eine grosse japanische Firma. Den kreativsten Teil seines Lebens verbrachte er damals noch in seiner Freizeit.

Seinen Job nach und nach aufzugeben tat ihm aber dennoch ein wenig weh, wie er offen zugibt: «Das gute Salär, der Firmenwagen, das ganze Reisen, das war schon nicht schlecht, wenn man es aus Karrieresicht betrachtet.» Aber es fehlte ihm an kreativem Spielraum. Er erzählt: «Über allem stand immer die Firmenpolitik, man konnte nicht einfach drauflosarbeiten. Da kamen Sanktionen und Vorgaben aus allen Richtungen.»

Es frustriert mich, wenn man vor dem tatsächlichen Entwickeln von Dingen alles erst seitenweise in Powerpoint beschreiben soll.

Um seine Kreativität auszuleben, arbeitete er zuhause an Lampen und Möbeln. Er kaufte sich auch eine eigene Nähmaschine, auf der nur wenig später die Geschichte der Marke Sandqvist beginnen sollte.

«Irgendwann brauchte ich eine Tasche und nähte mir deshalb eine, erstmal nur für mich. Ich realisierte schnell, dass sie den Leuten gefiel. Ich überlegte, warum die Tasche auf so viel Anklang stiess und mir wurde klar, dass sie eine Marktlücke füllte», erzählt er und fährt sich mit der Hand durch den Bart. «Ich denke immer auch in dieser Weise. Ich bin nicht nur einfach kreativ, ich bin auch ein Geschäftsmann, der Markt interessiert mich.»

Dennoch brauchte es eine gewisse Zeit, bis er verstand, wie alles funktionierte in dieser ihm neuen Modewelt. Zunächst machte Anton alles allein, entwarf und nähte Taschen, brachte sie zur Post oder lieferte sie direkt selbst vor die Haustür. In seinem Keller lagerte er den Vorrat.

Ich bin eigentlich Ingenieur, ich hatte keine Ahnung von Tradeshows, Frühlings- und Herbstkollektionen und all dem.

Als die Nachfrage aber grösser wurde, begann er Tradeshows zu besuchen und dort Bekanntschaften zu knüpfen. Er brauchte einen Arbeitsplatz.

Er richtete sich bei Sebastian und Daniel in einem ihrer Lagerräume ein. «Klein und ohne Fenster, aber es genügte meinen Ansprüchen», erinnert er sich. «Dank ihrem Magazin waren die beiden ohnehin viel näher an dieser Fashionwelt als ich und sie berieten mich.» Plötzlich wurden es immer mehr Boxen, die ausgeliefert werden sollten, mehr Taschen, die bestellt wurden, eine Pressemitteilung musste her – «alles Dinge, die ich erst unterwegs lernte und bei denen Daniel und Sebastian mich sehr unterstützten.»

In dieser Zeit merkten die drei erst, wie gut sie zu dritt funktionierten. «2007 oder 2008 gründeten wir dann die Firma zusammen», erzählt Daniel. «Anfangs arbeitete jeder noch in seinem alten Job weiter und wir betrieben Sandqvist hauptsächlich in der Freizeit. 2010 begann Anton aber Vollzeit und wenige Monate später hängten auch Daniel und Sebastian ihre anderen Jobs an den Nagel. «Wirklich traurig, unser Magazin aufzugeben waren wir nicht», meint Sebastian. «Wir fühlten schon irgendwie, dass Sandqvist eine bessere Zukunft bevorstehen würde als einem gratis Lifestyle-Magazin. Unser Journal, das wir jetzt für Sandqvist machen, zeugt vermutlich noch von unserer Leidenschaft fürs Magazinmachen, die wir hier ausleben können.» Beim Erzählen deutet er mit der Hand auf das minimalistisch designte Magazin, das in der Mitte des Tisches liegt. Auf dem Cover eine weite Landschaft, die zum Tagträumen einlädt. Anton deutet ebenfalls auf das Bild und meint: «Sandqvist hat auch einen starken Bezug zum Leben draussen. Fischen, Skifahren, Campen – das sind alles Dinge, die wir selbst gerne tun und die irgendwie deshalb mit zur Marke gehören und sie in gewisser Weise prägen.» Auch wenn sie nicht wüssten, wohin diese Reise sie schliesslich führen würde, ihre Vision sei von Anfang an klar gewesen, sagt Anton.

«Wir sind alle interessiert an Materialien, Qualität und Stil. Auch an Mode, aber ohne dabei Fashionistas zu sein. Und Daniel fügt an: «Es ist ja eigentlich auch nicht einfach Mode, was wir tun. Eine Tasche ist auch ein Alltagsprodukt. Etwas Praktisches, es ist wichtig, dass sie von guter Qualität und lange haltbar ist.» Sebastian stimmt zu: «Ich glaube ehrlich gesagt, dass Sandqvist genau so gut hätte etwas anderes werden können als ein Modelabel. Wir mögen es einfach, zusammen Dinge zu kreieren. Es geht dabei nicht spezifisch um Mode.»

Ein Behälter mit Haltern, einfach und gut gemacht. Das ist es, was wir machen wollen. Mit einem Hauch skandinavischer Klasse und Stil.

«Ich denke aber schon», meint Anton schon fast nachdenklich, «dass der durchschnittliche Schwede modeaffiner ist als der durchschnittliche Weltbürger.

Es war für schwedische Männer irgendwie schon sehr früh in Ordnung, sich um seine Optik zu bemühen.

Viel früher als zum Beispiel in Deutschland, wo man sich als Mann lange Zeit in erster Linie um sein Auto kümmern sollte und nicht um sein Aussehen.» Daniel grinst und Sebastian ruft: «Super, vergraul uns doch die Kunden in Deutschland.» Anton lächelt und meint nur: «Sorry, mag sein.» Daniel versucht es anders zu erklären: «Vielleicht hat es auch mit grossen Labels wie H&M zu tun, das es der Masse ermöglicht, sich modisch zu kleiden. Vielleicht war Mode historisch betrachtet in anderen Ländern weniger einfach zugänglich.» Sebastian räumt ein: «Wenn wir das sagen, meinen wir damit nicht, dass skandinavische Mode unbedingt aussergewöhnlich ist. Die Leute sind gut angezogen, aber alle auf eine sehr ähnliche Art und Weise.» Er schaut zu Anton und Daniel. «Ich meine, schau uns an, wie wir drei hier sitzen mit unseren Bärten und unseren Klamotten. Es ist auch irgendwie langweilig. Aber natürlich schmeichelt es uns auch, wenn wir hören, dass man uns Schweden als gut angezogen betrachtet.» Anton philosophiert noch etwas weiter: «Als Schwede glaube ich gibt es zwei Dinge, die man gut machen möchte. Jeder hat den Wunsch, ein guter Bürger zu sein und wenn möglich etwas zurückzugeben. Wir tun das, indem wir Arbeitsplätze schaffen, hier und in Indien, wo wir unsere Taschen produzieren.» Und das andere? «Das ist vielleicht etwas merkwürdiger», sagt er und lächelt. «Aber ich glaube, als die Schweden, die wir sind, möchten wir selbst dann noch irgendwie gut aussehen, wenn wir fischen, campen oder allein an einem Berg hängen. Ist das nicht so?» fragt er und schaut die andern beiden an, die nur zustimmend nicken. «Das ist eigentlich komplett merkwürdig, aber so ticken wir.

Man will einfach eine schöne Tasche bei sich haben, auch wenn man draussen ist. Wer weiss, vielleicht sieht dich ein Wolf. Oder wenn ein Bär dich umbringt, stirbst du wenigstens im Wissen, dass du dabei stilvoll von Dannen gegangen bist.» Sie nehmen fast synchron einen Schluck Tee. «Seltsam, aber so ist es.»

  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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