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Grappa Berta - ein ungleiches Brüderpaar auf den Pfaden seiner Eltern

Marke: Berta Markenmacher: Gianfranco und Enrico Berta

Marke: Berta

Markenmacher: Gianfranco und Enrico Berta

Grappa war nicht immer das teure Edelgetränk, als das es heute gilt. Grund für seinen einstigen Ruf als Bauerngetränk war die Herstellung aus Traubentrester. Lange galt: Die guten Trauben den Reichen für die Weinherstellung - das Abfallprodukt, die Weinmaische, den Armen, die daraus ihren Grappa destillierten. Erst als Italien sich einte, avancierte Grappa zum Nationalgetränk. Im Laufe der Zeit wurden technologisch fortgeschrittenere Destillationstechniken entwickelt und führten schliesslich dazu, dass auch Feinschmecker auf das Getränk aufmerksam wurden. Inzwischen ist Grappa ein in der EU geschützter Name, genauso wie Barolo oder Parmesan und wird in manchen Ländern gar als Modespirituose gehandelt.

Auch Paolo Berta, Gründer der Destillerie Berta, perfektionierte die bestehende Destillationsmethode und schuf darauf basierend ein Unternehmen, das seit über 60 Jahren Bestand hat. Inzwischen wird es von seinen beiden Söhnen Gianfranco und Enrico geführt. Das zumindest optisch ungleiche Brüderpaar teilt sich die Arbeit: Während der bärtige, introvertierte Gianfranco für die Produktion zuständig ist, kümmert sich Enrico, stets mit einem Handy am Ende des langen Armes, um den Verkauf. Doch verbindet sie mehr als optisch zu vermuten wäre: Beide studierten Rechnungswesen. Und beide halten gleichermassen am Qualitätskonzept ihrer Eltern fest, wenn auch mit veränderten Verkaufs- und Vermarktungsstrategien. Und sie teilen die Liebe für SUVs.

Die Brennerei liegt in den sanften Hügeln um Asti, umgeben von bis zum Horizont reichenden Rebbergen, die in allen Farben leuchten. Die beiden Range Rover (Gianfranco: Sport, Enrico: Classic) thronen vor den Eingangstoren des Anwesens. Die hohe Eingangshalle ist im Landhausstil eingerichtet und bietet mit der imposanten Fensterfront einen Ausblick über dieses Stück italienisches Land.

Unser Bestreben ist es, das Ursprungsprodukt so wenig wie möglich zu bearbeiten, um unverfälschten Geschmack zu bieten.

Innovation trotz konservativer Werte

Die bäuerliche Kultur der Familie trug mit dazu bei, dass die Rollenverteilung im Betrieb immer klassisch war. Die Frauen kümmerten sich um die Hauswirtschaft während die Männer unternehmerisch tätig waren. Trotz diesen bestehenden Werten schliessen Innovation und Tradition sich hier nicht aus, sondern nähren sich gegenseitig an.

Nur wer seine Geschichte gut kennt, ist imstande eigene Fehler zu verbessern.

Während industrielle Brennereien durch Investitionen in Werbung den breiten Markt und hohe Umsätze erreichen, müssen handwerklich arbeitende Produzenten wie Gianfranco und Enrico Berta auf Mund-zu-Mund-Propaganda setzen. Ihren Gewinn investieren sie direkt wieder in ihr Unternehmen.

Ein Moment der Beliebtheit reicht nicht aus, um längerfristig erfolgreich zu sein. Wir müssen für die Konsumenten immer wieder Gründe schaffen, sich für Berta zu entscheiden.

Einer davon ist unbestritten die Qualität. Wiedererkennungswert und Einzigartigkeit sind die anderen Faktoren, die zum weltweit guten Ruf der Marke Berta beitragen. Eine Flaschenform, die normalerweise in Analyselabors verwendet wird, wird von der Brennerei benutzt, um den Produkten ein identifizierbares Image zu verleihen.

Symphonien im Keller

Die Trester werden in speziell hermetisch abgeschlossenen Behältern feucht gehalten bevor sie verwertet werden. Nach der Destillation wird die Flüssigkeit getrennt. Ein Teil wird in raumhohen, silbernen Behältern ein Jahr lang gelagert, abgefüllt und dann verkauft: Der klare, farblose Grappa. Der Rest wird in Holzfässern im riesigen Keller des Anwesens gelagert. Inmitten von beleuchteten Gewölben verharren Tausende Barriques und Tonneaux. Es sind diese Holzfässer aus altem französischem Eichenholz, die dem Grappa seine spätere Bernsteinfarbe verleihen. Von den Deckenlautsprechern erklingt klassische Musik. Auf die Frage für den Grund dafür antwortet Gianfranco mit einer Übung: Augen schliessen, leise sein, einatmen, fühlen.

Die Musik ist abwechslungsweise lebendig und sanft. Und das Licht flackert je nach Farbe mal mehr, mal weniger vor den geschlossenen Lidern. Es riecht nach frischem, feuchtem Holz. Der Atem der anderen, die Fasern des Holzes, irgendetwas bewegt sich. Und nach einigen Minuten tastet sich Gianfranco Bertas Stimme durch die Dunkelheit: «So wie wir fühlt sich auch der Grappa. Er muss leben können, um zu gedeihen.»

«Wenn Kühe bessere Milch geben mit Musik, warum soll der Grappa sich dann bei klassischer Musik nicht auch besser entwickeln», murmelt er im Weggehen. Etwas resigniert, aber wohl daran gewöhnt, dass nicht alle auf seine Übung anspringen. Am hinteren Ende des Raumes pfropft er einen überdimensional dicken Korken aus der runden Öffnung: Das starke Destillat scheint nur darauf gewartet zu haben, sich aus seinem Käfig in den Keller zu drängen und versprüht gekonnt in Vanille getränkten Tabakduft. 

Aus Liebe zum Ursprung

Bis die Inhalte zum Abfüllen bereit sind, lagern im Keller unter anderem Roccanivo und Tre Soli Tre; beides Grappe, die acht Jahre lang reifen. Die längste Reifezeit der hier gelagerten Grappe beträgt 20 Jahre: Die Riserva des Gründers Paolo Berta.

Die Produkte des Familienbetriebes konnten nur dank des Landes, das sie umgibt, gewonnen werden. In diesem Gebiet aufgewachsen, fühlt sich die Familie deshalb verpflichtet, die Werte der Natur zu schätzen. Andere Orte und damit verbunden andere Marken dienen hier nicht als Inspirationsquelle. Als leidenschaftlicher Geniesser von allem, was nicht bearbeitet ist, inspirieren Gianfranco Berta vor allem Produkte aus der Umgebung.

Ich mag es, wenn ich den Ursprung eines Produktes noch auf der Zunge spüren kann.

Zum vollkommenen Glück reiche man ihm deshalb ein Stück Brot, Salami und ein Gläschen Barbera. E basta.

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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