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Peter Brabeck – «Gutes Markenmanagement grenzt an Kunst»

Marke: Nestlé Markenmacher: Peter Brabeck-Letmathe

Marke: Nestlé

Markenmacher: Peter Brabeck-Letmathe

Wer mit Peter Brabeck-Letmathe mithalten will, muss früh aufstehen.

Um Punkt 8 Uhr beginnt das Gespräch mit dem Nestlé-Chef vor dem Council on Foreign Relations in New York, wo Büros und Shops üblicherweise kaum vor 9 oder 10 Uhr morgens öffnen, und die Leute lieber am Abend eine Stunde länger anhängen als den frühen Morgen zu geniessen. Doch zu Brabecks Vortrag vor dem Council, einem der bedeutendsten Think Tanks der USA, erscheint das Publikum zahlreich.

Jeder Platz an den - natürlich mit Nestlé-Produkten bestückten - Frühstückstischen ist besetzt.

Brabeck-Letmathe spricht darüber, wie private Unternehmen verantwortungsvoll wirtschaften können, um einen Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen. Im Falle des Betriebes, den Brabeck seit 40 Jahren mitprägt, ist unterdessen fast die ganze Welt beteiligt. Über 280’000 Mitarbeiter beschäftigt der Nahrungsmittelkonzern, dem Brabeck-Letmathe seit 1968 angehört und als dessen Verwaltungsratspräsident der 66-jährige bis heute waltet. Er ist massgeblich daran beteiligt, dass die Nestlé-Marken heute in jeder Ecke der Welt erhältlich sind, der Betrieb der grösste Lebensmittelkonzern der Erde ist. In «praktisch jedem Land» sei Nestlé vertreten, sagt Brabeck in seinem Vortrag vor dem amerikanischen Publikum des Think Tanks in New York und nimmt kein Blatt vor den Mund.

Es gibt Probleme, wenn zum Beispiel ein Land wie die USA andere Staaten als eine ‘Achse des Bösen’ einstufen.

Sein feiner Akzent im Englischen und die zuweilen überraschenden Ansichten des Geschäftsmannes stören die Zuhörer nicht, im Gegenteil, sie verschaffen dem grossgewachsenen Österreicher mit dem geschweiften grauen Haar zusätzlich Überzeugungskraft: Dieser Mann hat die Welt gesehen, spricht verschiedene Sprachen, kennt Mensch und Natur, hat als Bergsteiger zahlreiche Spitzen erklommen, ist als Pilot über manche Pässe geflogen. Der fitte, kompetent auftretende Weltenbummler kann es sich leisten, Positionen zu vertreten, die nicht immer populär sind, für die er aber vehement eintritt.

Auf Wasser ist ein Preis zu erheben.

Kritiker und Globalisierungsgegner werfen dem Manager, der einem der grössten Wasserverkäufer der Welt vorsteht, dafür blanken Zynismus vor: Wird Wasser teurer, macht seine Firma zwar mehr Umsatz, arme Leute in entwickelten Ländern sähen sich dann aber ausser Stande, ihre Wasserrechnung zu bezahlen; Kriege um Wasser könnten sich verschärfen. Doch der Kommunikationsprofi kontert Kritik souverän.

Was es gratis gibt, wird verschwendet.

Noch bevor das Erdöl erschöpft sei, drohe der Welt sauberes Wasser auszugehen. Um weltweit eine disziplinierte Wassernutzung zu erreichen, gehöre der Menschheit deshalb bewusst gemacht zu werden, wie wertvoll Wasser sei. Der Umgang mit Wasser ist nur eines der Beispiele, für die der Herrscher über ein Imperium, dessen Budget grösser als jenes der meisten Staaten der Welt ist, leidenschaftlich eintritt. Dass sein passioniertes Auftreten manchmal forsch wirken kann, weiss er, korrekt bleibt er immer. Sein Freund und WEF-Gründer Klaus Schwab, der sein Vorstandsmitglied als «Fakten bezogenen, wahren unternehmerischen Staatsmann» charakterisiert, gibt in der neusten Biographie über den Nestlé-Mann zu Buche, dass ihm der offene Meinungsaustausch mit Brabeck zuweilen auch «unangenehme» Momente bescherte – fügt dann aber hinzu, dass genau diese offenen Meinungsäusserungen des imposanten Kärntners dazu führten, dass man ihm vertrauen und auf seine Loyalität bauen kann. «Ich kenne viele der grossen Persönlichkeiten auf dieser Welt. Peter Brabeck ist unter den zehn, die auf mich am meisten Eindruck gemacht haben», schreibt Schwab. Das Gespräch vor dem Council on Foreign Relations mit dem Mann, der in 17 Jahren für Nestlé ganz Lateinamerika eroberte und danach den Rest der Welt, kommt zu einem Ende. Auch die Fragen des Publikums hat der Starmanager mit Bravour beantwortet. Kinderarbeit auf Plantagen in Südamerika? Nestlé richtet dafür Schulprogramme ein: Für jedes Kind, das eingeschult wird, erhalten Eltern, die für den Betrieb arbeiten, mehr Lohn. Die Zukunft der weltweiten Ernährung?

Der «globale Österreicher», wie ihn sein Freund Ernesto Zedillo, ehemaliger Präsident Mexikos, nennt, kennt die Antwort.

Im Jahr 2050 werden die Essgewohnheiten auf individuelle Persönlichkeiten und Körper zugeschnitten sein. Nestlé wird dann Menus anbieten, die zum Beispiel zur Vorbeugung von Krebserkrankungen und der Lösung einer Reihe anderer Gesundheitsprobleme helfen können.

So mächtig und einflussreich der Geschäftsmann - er ist unter anderem auch Vorstandsmitglied der Credit Suisse und des texanischen Ölriesen Exxon Mobile - sein mag, man kann den Kärntner zwar aus dem kleinen Land herausnehmen, nicht aber Kärnten aus dem Mann: Am liebsten ist er in den Bergen, Mann und Natur. Jetzt freue er sich auf eine Skitour in Alaska, antwortete der Bergsteiger auf die Frage des Moderators vor dem Council, wohin es nach dem Besuch in New York gehe. Für jene, die es ebenfalls auf den Gipfel schaffen wollen, hält er einen Merksatz bereit:

Wenn Du alles geben musst, um zur Spitze zu kommen, gehe nicht. Es bliebe Dir nichts mehr für den Abstieg.

Nach dem Vortrag vor dem Think Tank, dessen Besucher nach einem letzten Nespresso-Ristretto in den kühlen New Yorker Frühlingsmorgen entlassen werden, findet der nimmermüde Manager Zeit, die Fragen von The Brander zu beantworten.

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Roman Elsener
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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