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hOmE - die Entdecker

Marke: hOmE Markenmacher: Evan und Oliver Haslegrave

Marke: hOmE

Markenmacher: Evan und Oliver Haslegrave

Charakterlos rotbraune Backsteinfassaden säumen die Menschenleeren Straßen. Befremdliche Stille. Nur ein eisig kalter Wind pfeift sein monotones Lied in die triste Szenerie. Im Hintergrund sind die Umrisse des Empire State Buildings zu erkennen. Nahezu hämisch grüßt die Spitze des mondänen Bauwerks herüber nach Greenpoint, einem Ortsteil von Brooklyn. Nur einen Steinwurf vom Epizentrum der Finanz- und Modemetropole entfernt erinnert nichts mehr an das makellos polierte Image Manhattans.

Wer hier lebt, tauscht Glamour gegen Authentizität, Designer-Anzug gegen Blaumann.

Evan und Oliver Haslegrave sind dieses Tauschgeschäft eingegangen, als sie hier 2009 «hOmE» aus der Taufe hoben. Der Name ist ein Akronym des Haslegravschen Geschwister Quartetts, das neben Oliver und Evan aus den Schwestern Hadley und Morgan besteht. Der Markenname ist damit vielmehr eine Hommage an die Familie als eine zielführende Beschreibung ihres unternehmerischen Tuns. Umgangssprachlich würde man „hOmE“ wohl schlicht als Architekturbüro bezeichnen. Doch der unkonventionelle Ansatz der Brüder ist viel mehr als das. Für Oliver und Evan Haslegrave geht es nicht alleine um die intellektuelle Aufbereitung einer Idee. Hier, inmitten der Urbanität Brooklyns, trifft Handwerkskunst auf Interior Design.

Ein einzigartiges Gefühl

Eine steile Holztreppe führt hinauf ins Obergeschoß des alten Fabrikspeichers. Die Tür am Ende des Korridors ist offen. An einem langen, braunen Eichentisch sitzen zwei junge Männer und frühstücken. «Hey, ich bin Evan», stellt sich einer der beiden vor, während der letzte Zipfel seines Butter-Croissants hinter seinem hellblonden Vollbart verschwindet. Im ersten Moment erinnert die Szene an ein Treffen der Musketiere, so verblüffend ist die Ähnlichkeit Evans und Olivers mit den Romanfiguren der französischen Leibgarde. Beide tragen sie dichte Vollbärte und offen langes Haar. Nur die Säbel haben sie heute gegen zwei große, schwarze Laptops eingetauscht. Es ist elf Uhr vormittags und die beiden Haslegraves sind gerade erst von einer Geschäftsreise aus Las Vegas zurückgekehrt. Deshalb das späte Frühstück. Worum es bei dem mehrtägigen Treffen in der Hauptstadt des Glücksspiels ging, wollen die beiden nicht verraten. Nur so viel: Ein Restaurantbesitzer verlangt nach einer ganz unkonventionellen Idee für sein Lokal.

Am Ende des Tages geht es darum ein Gefühl zu schaffen. Wir inszenieren einen Ort, der Menschen aufgrund seiner einzigartigen Identität anzieht.

Aufträge dieser Güte gehören für Evan und Oliver mittlerweile zum Alltag. Seit Gründung von hOmE 2009 arbeiten die Brüder ständig an der Umsetzung nonkonformistischer Restaurantkonzepte. Ihr Ansatz könnte dabei generalistischer kaum sein. Wer bei den Haslegraves um ein Interieur Design bittet, bekommt mehr als ein läppisches Architekturmodell. Die beiden Mittdreißiger erarbeiten eine komplette Markenidentität, vom Raumdesign bis zur Menükarte.

Nicht selten liefern sie einen entsprechenden Vorschlag für den Namen des Lokals gleich mit. Mehr noch als bei haptisch erfahrbaren Produkten geht es bei der Komposition von Gebäuden um die Vermittlung eines Gefühls. Nur wer sich wohlfühlt, kommt zurück um sein positives Erlebnis zu wiederholen. «Wir erschaffen dieses Gefühl», bringt Oliver die Idee von hOmE auf den Punkt.

«Wir inszenieren einen Ort, der Menschen aufgrund seiner einzigartigen Identität anzieht.»

Der Grund, warum ich als Barkeeper in der Gastronomie gearbeitet habe verfolgte keineswegs das Ziel die Innenarchitektur in Restaurants zu studieren. Ich mußte schlicht meine Miete bezahlen.

Vom Hilfsarbeiter zum Edelschmied

Dass ein perfekt inszeniertes Restaurant ein magischer Ort sein kann, entdeckte Oliver bereits in frühester Jugend. Als Aushilfskellner kam er damals in seiner Heimat Connecticut zum ersten Mal mit der Gastronomie in Berührung. Doch vom Nebenjob als Kellner bis zum Innenarchitekt für Restaurants sollte es ein langer Weg werden. Ein Filmstudium führte ihn Ende der 90er Jahre nach New York. Die Verbindung zum Gaststättengewerbe blieb. Die exorbitanten Lebenshaltungskosten der Metropole forderten ihren Tribut. «Der Grund warum ich als Barkeeper in der Gastronomie gearbeitet habe verfolgte keineswegs das übergeordnete Ziel die Innenarchitektur in Restaurants zu studieren», resümiert er heute schmunzelnd. «Ich mußte einfach meine Miete bezahlen.» Seinem Bruder Evan erging es ähnlich. Ein kurzes Intermezzo am Pratt Institute, der Vorzeige-Universität für Architektur und Design in New York, finanzierte er sich ebenfalls durch Gelegenheitsjobs in lokalen Bars, bevor er sich später, nach Abbruch des Studiums, mit Hilfsarbeiten auf Baustellen rund um New York seine handwerklichen Fähigkeiten aneignete.

Die Tatsache, dass wir beide die Fähigkeit haben, Handwerk und Design miteinander zu kombinieren, macht unser Konzept besonders und unterscheidet uns elementar von den meisten anderen Innenarchitekten.

Genau diese handwerklichen Fähigkeiten komplettieren heute den außergewöhnlichen Ansatz von hOmE und verschaffen den beiden Brüdern einen elementaren Wettbewerbsvorteil. Denn wer glaubt, dass mit dem verabschiedeten Architekturkonzept auch die auch Evans und Olivers Arbeit beendet ist, der hat die beiden Musketiere unterschätzt. Legen diese doch auch bei der handwerklichen Umsetzung im wahrsten Sinne des Wortes Hand an. Obwohl die beiden Allrounder hier nicht selten auf befreundete Subdienstleister zurückgreifen kommt es ab und an vor, dass man das Gespann nach getaner Computerarbeit in der perfekt eingerichteten Schreinerwerkstatt wiederfindet. Komfortabler Weise ist diese direkt in die Loftwohnung des alten Industriespeichers in Brooklyn integriert. Wer hier allerding nach industriell genormten Holzbalken oder ähnlichen Produktstandards aus der Sägerei sucht wird einmal mehr enttäuscht. Auch bei der Umsetzung des Möbeldesigns und der damit verbundenen Wahl nach geeigneten Rohstoffen verfolgen die Haslegraves einen außergewöhnlichen Ansatz. Die Regel ist einfach: Aus Alt mach Neu.

Jedes neu hergestellt Einrichtungsstück, und sei es noch so klein, wird aus einem Werkstoff geschaffen, der davor schon mal an anderem Ort als loser oder eingebauter Gegenstand fungiert hat. Nicht selten verwenden die Brüder dabei Dinge aus ihrem eigenen Interieur. «Unsere lange Eichentafel hier könnte durchaus irgendwann als Thekenteil nützlich werden», erzählt Evan während er mit der Faust auf die Tischplatte schlägt. Allerdings nur, wenn das Material mit der übergreifenden Idee im Einklang steht. Mit der ständigen Reinterpretation bestehender Dinge halten sich die Brüder geistig flexibel. Und genau das ist es, wonach sie suchen. Nach der ständigen Möglichkeit, etwas Neues zu entdecken. «Am liebsten wäre ich Entdecker geworden», gibt Evan seinen Kindheitstraum preis. «Dann würde ich heute ständig irgendetwas Neues erforschen. Aber ich denke mit der Arbeit als Innenarchitekt ist das ziemlich ähnlich, nicht wahr?»

  • Bilder: Sari Goodfriend
  • Text: Thomas Escher
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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