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Julia Saner – Endstation unbekannt

Marke: Julia Saner Markenmacher: Julia Saner

Marke: Julia Saner

Markenmacher: Julia Saner

Seit Julia Saner sich im Oktober 2009 als 17-Jährige im chinesischen Sanya gegen zahlreiche Konkurrentinnen durchsetzte und als Gewinnerin des Weltfinales des Elite Model Look Contests hervor ging, ist nur sehr wenig in ihrem Alltag gleich geblieben. Nachdem sie zwischenzeitlich das Gymnasium abschloss, gelang ihr danach an den Pariser Fashion Weeks der internationale Durchbruch: Sie lief für Dior, Chanel, Valentino oder Elie Saab und ist seither Aushängeschild diverser Kampagnen, aktuell für Armani, Karen Millen und Louis Vuitton.

Selbst die Mutter aller Kritikerinnen Anna Wintour ist Julia Saners Zauber verfallen. Und das, obwohl das Modeln eigentlich nie ihr Berufsziel war, sondern lediglich eine Idee, wie man das Zwischenjahr nach dem Schulabschluss in und mit diesem gottgegebenen Wunderkörper verbringen könnte.

Man würde nicht sofort auf ein Model tippen, wenn man Julia Saner auf der Strasse begegnet. Klar, sie überragt mit ihren 183 cm Körpergrösse die durchschnittliche Europäerin um mindestens einen Kopf, aber – oder gerade deshalb – erst wenn man sich neben sie stellt und an ihrem feingliedrigen Körper zu ihrem Gesicht hochsieht, fällt einem auf, wie schön jedes einzelne Element darin wirklich ist: Lippen, wie sie kein Glosshersteller der Welt idealer konzipieren könnte, Augen, die ungeschminkt leuchten und eine Ausstrahlung, vor der keine Sonnenbrille der Welt schützt. Sie kommt mit dem Fahrrad, trägt weisse Sandalen, eine bunte Stoffhose von Zara und eine ebenso weite wie weisse Bluse. Aus dem beigen Schülerrucksack zieht sie mit ihren gepflegten, schmalen Händen einen Zettel heraus. Für das Interview hat sie sich bei einem geselligen Abend mit ihrer Familie schriftlich vorbereitet.

Vom Model zur Marke?

Das Geheimnis um Julia Saners Faszination fürs Verkleiden und Schauspielern - zwei unabdingbare Leidenschaften, wenn man als Model erfolgreich sein will – findet sich wohl auf dem Boden der grossen alten Holztruhe in ihrem Elternhaus, die stets bis zum Rand mit Tüchern und Kostümen gefüllt war. Es war die liebste Beschäftigung von Julia und ihrem jüngeren Bruder Rafael sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen. Und als besonderes Highlight erinnert sich Julia Saner an den Kinderumzug, zu dem die Mutter Rafael und die Prinzessin oder Pippi Langstrumpf jedes Jahr begleitete.

Weil es mehr Persönlichkeit, Fantasie und Schauspielerei erfordert, faszinieren mich Shootings mehr als der Catwalk. Ich mag es, an meinem Ausdruck zu arbeiten bis er perfekt ist.

Schönheit, Glamour, Jet Set – Models verkörpern einen gewissen Lifestyle. Sie sind dazu da, zu verkaufen, was sie tragen und die damit verbundenen Illusionen gleich mit. Um als Model mehr zu sein als lediglich eine Projektionsfläche für Mode und Träume, braucht es eine Persönlichkeit, die bestimmte Werte verkörpert, die über die Schönheit, die einem Model per se attestiert wird, hinausgeht.

Man kann kein Image erfolgreich aufrecht erhalten, wenn es der eigenen Persönlichkeit nicht entspricht, das wäre auf Dauer zu anstrengend.

Julia Saner sieht sich trotz ihres immensen Erfolgs selbst noch nicht als Marke, und doch ist ihr bewusst, was sie ausmacht: Bodenständigkeit, Natürlichkeit und Ausstrahlung. Aber die Ansprüche an sich selbst sind hoch:

Ich bin erst 19 Jahre alt und vermutlich noch zu sehr auf der Suche nach meiner Persönlichkeit, als dass ich schon langfristig für bestimmte Werte einstehen könnte.

Sie schmunzelt dabei in ihren Cappuccino, als würde sich unter dessen Schaum etwas gar Amüsantes verbergen. Es als Model weit zu bringen, ist für die ehrgeizige 19-Jährige aber dennoch wichtig, auch wenn sie sagt, sie könne sich verschiedene kreative Berufe vorstellen, um sich zu verwirklichen: Malen, Fotografieren, Schauspielern – Hauptsache sie könne mit ihrem Tun etwas bewirken.

Wenn man es schafft von einem Model zu einer bekannten Persönlichkeit zu werden, birgt das die Möglichkeit, mit seinem Namen für Dinge einzustehen, die wirklich wichtig sind.

Julia Saners Natürlichkeit wäre durchaus Anwärterin auf ihr Alleinstellungsmerkmal, denn sie ist weder Gerücht noch Teil eines strategischen Konzepts, sondern so sehr Teil ihres Wesens, dass Grössen wie Armani sie aus eben diesem Grund für ihre Kampagnen buchen: Ihre ungespielte Echtheit färbt ab auf die Marke, die sie repräsentiert. Unaufgesetzt und echt präsentiert sie die aktuelle Herbstkollektion und erntet dafür Lob von allen Seiten. Doch auch das birgt seine Schattenseiten, denn «immer am Boden zu bleiben, wenn alle einen behandeln, als wäre man etwas Spezielles, ist nicht immer so einfach, wie das vielleicht von aussen wirkt.»

Ich bin froh um meinen bodenständigen Charakter, der mir hilft, die Realität nie aus den Augen zu verlieren.

Und dennoch bestreitet sie die Vorteile des Modellebens nicht. Namen wie Chanel zu repräsentieren macht sie stolz. Und an Filmfestspielen und Premieren lernt man spannende Menschen kennen, denen man im Normalfall nur zweidimensional begegnet.

Wenn plötzlich Jane Fonda und Jude Law am Nebentisch sitzen, denkt man schon: Whoa!

Doch auch da blitzt Julia Saners Realismus auf und sie bleibt auf dem Boden der Tatsachen, als sie nachschiebt: «Nur schade, dass Schauspieler alle so klein sind. Männer über 1.75 findet man da eigentlich nicht», witzelt sie. Da sie aber ohnehin nicht auf der Suche ist («keine Zeit, keine Eile»), kann sie diese Anlässe mit einer gewissen Gelassenheit geniessen.

Die Arbeit hinter dem Hochglanz

An Fashion Shows zu laufen bedeutet weit mehr Arbeit als einmal einen Laufsteg auf und wieder ab zu gehen.

Es geht von den kräftezehrenden Castings über wenig Schlaf während den Shows bis hin zum vielen Reisen. Dass Modeln nicht einfach nur Schön- und Glücklichsein bedeutet, will aber eigentlich niemand wissen, und oft reagiere man verständnislos, wenn man nicht pausenlos vor Glück an die Decke springe. «Ich bin gern unabhängig, aber als Model bin ich auf die Agentur angewiesen, die meine Termine koordiniert.

Ich weiss immer nur ein paar Tage vorher, wo ich bis Ende der Woche überall sein werde. Das macht es schwierig, Freundschaften zu pflegen.» Die Arbeit hinter den Kulissen aber immer wieder zu betonen, sei müssig, und deshalb spare sie sich das auch für die Menschen auf, die ihr wirklich wichtig sind. «Meine Eltern und engsten Freunde haben nichts mit der Modewelt zu tun. Es braucht immer etwas Zeit, ihnen zu erklären was ich genau tue. Aber solange sie wissen, dass es mir gut geht, ist alles in Ordnung, und sie freuen sich für mich.» Julias Mutter sammelt so denn auch jeden Zeitungsschnipsel, den sie über ihre Tochter finden kann und klebt alles fein säuberlich in ein Album, während Julia selbst schon lange nicht mehr nach sich selbst Ausschau hält. Es gehört inzwischen zu ihrem Leben dazu, dass ihr ihr eigenes Gesicht von Covern und Plakatwänden entgegenlächelt. «Es ist vielleicht ein bisschen wie mit dem Schminken. Früher war es das grösste Erlebnis, mit Freundinnen ins Einkaufszentrum zu gehen und sich schminken zu lassen. Heute würde mir das im Traum nicht mehr einfallen.»

Es ist mir nicht egal, was über mich geschrieben wird und wie ich auf Bildern aussehe. Nicht aber aus Eitelkeit, sondern einfach weil ich meine Sache gut machen will.

Und das scheint ihr leicht zu fallen. «Es ist doch schon verrückt» sagt sie, als verwunderte es sie selbst, «ich mache das noch nicht mal seit einem Jahr und wurde bereits von Peter Lindbergh, Mario Testino und Steven Meisel fotografiert. Diese Jobs zu toppen ist nicht leicht - mal abgesehen vom Cover der VOGUE.»

Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und kämpfe gerne für meine Ziele. Wenn ich unterfordert bin, nimmt mir das den Antrieb.

Und so ist hier auch noch lange nicht Schluss. Welche ihrer Träume sie als nächstes verfolgen möchte, steht aber noch in den Sternen. Entweder das Kunststudium in Berlin. Die Schauspielschule in New York oder Paris. Oder vielleicht doch noch etwas weiter modeln und uns demnächst vom Cover der VOGUE zuzwinkern. Uns würde es freuen.

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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