Meet the Agency
branders.ch

Little Black Dress – Mut zur Farbe

Marke: Little Black Dress Markenmacher: Eliane Diethelm und Joanna Skoczylas

Marke: Little Black Dress

Markenmacher: Eliane Diethelm und Joanna Skoczylas

Die beiden Schweizer Designerinnen Eliane Diethelm und Joanna Skoczylas führen seit 2009 unter dem Namen Little Black Dress – kurz LBD – ihr eigenes Modelabel. Am liebsten verkaufen sie ihre nicht ausschliesslich schwarzen Kleider direkt im eigenen kleinen Laden an der Josefstrasse in Zürich.

Über seine wahre Urheberin ist man sich bisweilen uneinig, doch zum definitiven Durchbruch verhalf dem Kleinen Schwarzen niemand Geringeres als Coco Chanel, die 1926 in einer Ausgabe der VOGUE ein kurzes schwarzes Chanel-Kleid zeigte und darunter schrieb: «Dieses schlichte Kleid wird eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack werden.»Unnötig zu erwähnen, dass sie damit Recht behalten sollte.

Das Kleine Schwarze ist zeitlos, universell, vielseitig kombinierbar und in hiesigen Breitengraden in fast jedem gut sortierten Kleiderschrank zu finden.

Aus diesem Grund wurde es auch zum flexiblen Fokus des kleinen Modeuniversums von Eliane und Joanna berufen, als diese sich vor einigen Jahren zusammenschlossen, um sich von Berufes wegen nun dem vermutlich begehrtesten Fetzen Stoff zu widmen. «Das Schöne ist, dass man für jede Frau, für jede Silhouette ein passendes Kleines Schwarzes kreieren kann«, sagt Eliane, «viel einfacher noch als eine Hose, die meiner Meinung nach überhaupt nicht jeder steht.» Ausschlaggebend bei Little Black Dress ist also nicht das Schwarze, sondern vielmehr das Kleid an sich.

«Das Kleine Schwarze ist ein Klassiker, und zwar so sehr, dass es noch nicht einmal immer schwarz sein muss», lacht Eliane. Und Joanna fügt an: «Wir machen Kleider, die elegant, schlicht und in einem Ausmass sexy sind, dass sich die Trägerin des Kleides als begehrenswert empfindet.»

So geht es den beiden Frauen also auch nicht darum, für ihre neuen Kollektionen jede Saison möglichst viele Trends zu berücksichtigen, sondern ihre Kleider immer wieder aufs Wesentliche zu reduzieren, damit am Ende das Essentielle bleibt.

Es ist ein bisschen wie mit Spaghetti und Pizza: Die besten Dinge sind oft auch die einfachsten.

Ganz an Trends kommt man natürlich nicht vorbei, vor allem, wenn man sich neben der Mode für noch so vieles begeistert wie Joanna und Eliane. Film, Tanz, Fotografie, Kunst, Psychologie – während die Interessensgebiete nur so aus den erzählenden Mündern hüpfen, bleibt Zeit, ein wenig der Schönheit der dazugehörigen wachen Augenpaare zu erliegen.

Die Herkunft der dunklen, mandelförmigen Augen ist kaum richtig zu erraten, denn sie reicht von Indien über Nepal, Südafrika und Portugal bis in die Schweiz. Ihre optische Andersartigkeit lernte Eliane erst in ihrer Pubertät zu schätzen, weil ihr da bewusst wurde, dass «individuell sein und sich abheben vielmehr eine Stärke ist als etwas, wofür man sich zu schämen bräuchte.» Vor dieser Zeit war das Anderssein eher ein Grund, sich zurückzuziehen. «Dabei entstanden meine ersten Kollektionen, erst aus Papier bis ich nähen konnte, und später dann für meine Puppen und mich selbst», erinnert sich Eliane. Die leuchtenden, blauen Augen von Joanna öffneten sich zum allerersten Mal in Warschau, wo sie bis zu ihrem zehnten Geburtstag lebte. «Meine Herkunft hat ganz bestimmt einen Einfluss auf meine Arbeit und meinen Arbeitsstil», meint sie. «Egal ob Lebensmittel, Kleidung oder Möbel – in der Zeit, als ich in Polen lebte, war alles beige oder grau, man hatte keine wirkliche Wahl. Und wenn man sich dennoch nach Auswahl sehnte, musste man erfinderisch und kreativ sein.»

Ebenfalls als prägend stellte sich ihr Verständnis von Mode heraus. «In Polen habe ich gelernt, dass es eine Art von Respekt bedeutet, wenn man sich chic macht.»

Indem ich meine guten Kleider aus dem Schrank nehme und mich für einen Anlass zurechtmache, zolle ich meinem Gegenüber – dem Gastgeber, der zum Essen einlädt oder dem Musiker, der ein Konzert spielt – Respekt.

Trotz der vielen Einflüsse und Ideen, «da sind Geschehnisse aus dem Alltag, politische Dinge, unsere eigenen Geschichten, Veränderungen – und wir leben ja nicht zurückgezogen im Wald!» wird bei Little Black Dress gern auf Schnickschnack verzichtet. Eliane erklärt: «Wir wollen keine Kleider machen, die vor lauter Extras die Frau dahinter verstecken.»

Schwarz wird weiss

Coco Chanel löste mit ihrer verbalen Freigabe der Farbe Schwarz in den Zwanzigern eine kleine Revolution aus, denn bevor das Bild des Kleinen Schwarzen in der VOGUE erschien, waren schwarze Kleider nur Bediensteten oder Trauergästen vorbehalten.

Danach waren es plötzlich auch unverheiratete, junge Frauen, die sich in Schwarz – und noch dazu mit sehr viel Bein – zeigten.

Ähnlich revolutionär gehen auch Joanna und Eliane ans Werk, vor allem wenn es um den farblichen Kontrast ihres Kernstücks geht. 2012 brachten sie ihre erste Kollektion in weiss heraus; Brautmode für Frauen, die klassisch heiraten, aber dennoch auf allzu viel Tüll und Organza, Rüschchen und Röslein verzichten möchten. «Wir stellen fest, dass viele Frauen denken, es sei emanzipierter, nicht in weiss zu heiraten«, erzählt Joanna mit einem amüsierten Lächeln. «Sie kommen dann zu uns, weil sie ein farbiges Kleid für ihre Hochzeit suchen. «Nur aus Spass» probieren manche dann auch «nur ganz kurz» doch ein weisses an – und gehen am Ende damit aus dem Laden, den Kopf stolz in die Luft gereckt wie eine Primaballerina.» Der psychologische Aspekt der Mode fasziniert Joanna wie Eliane gleichermassen.

«Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie Menschen sich wahrnehmen, vorher und nachher», findet Joanna. «Es ist das beste Gefühl, wenn jemand nach einem Besuch bei uns glücklich aus der Tür spaziert, alle Unsicherheiten hinter sich lassend.» Generell empfinden beide Designerinnen vor allem das direkte und positive Feedback von Kundinnen im Laden als treibende Kraft, ihr Atelier befindet sich aus diesem Grund direkt an den Laden angeschlossen, damit sie immer vor Ort sind. Produziert wird vor allem in der Schweiz. Die geografische Nähe, die damit verbundene, vereinfachte Kontrolle der Ware und Qualitätsprüfung sowie die direkte Kommunikation sind nur einige der Gründe dafür. Nichtsdestotrotz erweiterten sie ihre Produktion um einen zweiten Standort in Bosnien. «Ein Bekannter von uns baute die Produktionsstätte seiner Familie nach dem Krieg wieder auf und bot uns eine Zusammenarbeit an», erzählt Eliane. «Da wir ähnliche Werte vertreten, vor allem was faire Arbeitsbedingungen und das Qualitätsverständnis anbelangt, haben wir uns dafür entschieden.» Mit dem Blick in die Zukunft gerichtet meint Joanna: «Ich hoffe, dass wir unserer Marke treu bleiben können und nie allzu grosse Kompromisse eingehen müssen.» Eliane fügt an: «Deshalb konzentrieren wir uns auf das, was uns ausmacht: Nachhaltigkeit, Fairness und gute Qualität.» Joanna nickt: «Wir überstürzen nichts. Langfristig und nachhaltig braucht eben Zeit.» Und Eliane schliesst keck zwinkernd ab: «Wer es lieber kurzlebig und unfair mag, kann sich ja anderswo bedienen.»

  • Bilder: Gian Marco Castelberg
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
  • Share:
COMMUNITY
CONTACT
Head Office

Branders Group AG
Fraumünsterstrasse 9
8001 Zürich
Switzerland

+41 43 336 80 40

info@branders.ch