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Mongrels in Common – Das Unvereinbare vereinen

Marke: Mongrels in Common Markenmacher: Livia Ximénez Carillo und Christine Pluess

Marke: Mongrels in Common

Markenmacher: Livia Ximénez Carillo und Christine Pluess

Mongrels in Common, zu deutsch «Gemeinsamkeit: Mischling», ist ein Berliner Modelabel, bestehend aus dem Designer-­Duo Livia Ximénez Carillo und Christine Pluess.

Berühmt sind die beiden in erster Linie für ihre Blusen, die als Markenzeichen einen speziellen Stab-­Verschluss aufweisen. Anstelle von Knöpfen werden lange schmale Stäbchen, jeweils als Set in Gold und Silber zu jeder Bluse gehörig, verwendet. An der Berliner Fashion Week präsentieren die Deutsch-­Spanierin und die Schweizerin mit peruanischen Wurzeln nun ihre aktuellste Kollektion, die, wie für das Label typisch, an sich unvereinbare Elemente zusammenfügt. Für den Sommer 2013: Mods und Baseball.

Aus wuchtigen Wolken fallen beständig winzige Regentropfen, die mit der Kälte in den letzten Verhandlungen liegen, wann sie sich nun endlich in Schneeflocken verwandeln dürfen. Den Himmel über Berlin sieht man seit Tagen nicht und die wenigen Leute, die draussen sind, rennen eigentlich nur von einem zum nächsten Unterstand, die Kapuzen über die geduckten Köpfe gezogen. Nicht anders in der Tieckstrasse in Berlin Mitte. Doch hinter der Glastür der Hausnummer 29 sieht man in all dem Grau ein helles Licht brennen und vier Frauen bei der Arbeit. Ein kleiner Mongrel rennt aufgeregt von der einen zur anderen und bellt. Der Willkommenstee lässt nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Stress in der Luft liegt. Zwei junge Schneiderinnen arbeiten still im hinteren Teil des Raumes, wo sich das Atelier befindet. Bemerkungen werden eher gezischt denn gesprochen. Und vorne im Büro versuchen diverse elektronische Geräte durch Piepsen und Vibrieren die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Tage bis zum Beginn der Berliner Fashion Week lassen sich an einer Hand abzählen und die Vorbereitungen laufen dementsprechend auf Hochtouren. «Es gibt zwei Leben», schmunzelt Christine, «das Leben vor und das Leben nach der Fashion Week.» Jetzt ist vor und das bedeutet: Vertrieb und Presse einladen, die VIPs mit der eigenen Mode ausstatten, Anfragen und E-Mails beantworten, die letzten Teile fertigen, Fotoshootings organisieren und die Sommerware ausliefern – und so weiter und so fort.

Mode ist so ein hartes Business, ein harter Job. Man kann es eigentlich nur machen, wenn es die eine grosse Leidenschaft ist.

Für Livia begann das Leben in der Modebranche direkt nach dem Abitur. Christine, die ein paar Jahre älter ist, kam erst später und über Umwege dazu. Ihre Wege kreuzten sich dann an der ESMOD School of Design in Berlin. Eine Leidenschaft war Mode für beide Designerinnen schon immer. Als Kinder liebten sie die Handarbeit. Und Christine erzählt: «Wir wurden beide relativ streng erzogen und waren deshalb aus erzieherischen Gründen als Kinder auch nicht mit Luxusgütern vertraut. Darum fingen wir beide wohl früh damit an, unsere Kleidung selbstständig anzupassen oder zu schneidern. Sogar für unsere Puppen nähten wir die Kleider lieber selbst als uns nur mit dem zufriedenzugeben, was es gab.»

Als Kind wünschte ich mir immer eine Maschine, bei der man auf der einen Seite etwas eintippen könnte und heraus käme hinten das Wunschprodukt. Irgendwie sind wir nun selbst zu dieser Maschine geworden.

Inzwischen sind die Wünsche weniger abstrakt.

«Eine Mongrels in Common Bluse im Schrank einer jeden selbstbewussten, designaffinen Frau mit Sinn für Mode», das wünscht sich Christine. Und Livia würde ihre Marke gerne bald an einer internationalen Fashion Week präsentieren dürfen: «Wir arbeiten im Moment mit einer Vertriebsagentur für die USA. Wenn so etwas zustande käme, wäre das ein Traum.» Ein aufgeregtes Bellen von Hündin Betty führt zurück in die Realität, der Postmann klingelt. Während Livia das Paket entgegennimmt, lobt Christine ihren Hund. «Nicht nur die Mischlinge in der Tierwelt sind ja robuster», sinniert sie. «Als Mischling muss man automatisch flexibler sein. Egal wo man ist, man ist der Ausländer und nirgends zuhause. Und man vereint zwei Kulturen in sich, die sehr verschieden, wenn nicht sogar widersprüchlich sein können.» Und sie erzählt eine Anekdote aus ihrem letzten Urlaub, als sie mit ihrem Freund in Südamerika bei ihrer Familie war. In der Schweiz aufgewachsen, denkt Christine europäisch, und «in einem Sinne emanzipiert, ohne darauf einen besonderen Akzent setzen zu wollen.» Doch das stellt automatisch um, sobald sie in Südamerika ist. «Da stehe ich mit den anderen Frauen nach dem Essen auf, räume den Tisch ab und helfe beim Abwasch, weil das so normal ist.» Beim letzten Besuch aber ergab es sich, dass Christines Partner aufstand, um sich ein Brot zu machen. Und während die Grossmutter und die Tante sie entsetzt anblickten, erhob Christine sich schnell, um das für ihn zu erledigen.

«Während ich ihm ein Butterbrot schmierte, schaute er mich nur an und fragte mich, ob ich jetzt total übergeschnappt wäre.» Sie lacht. «Und das meine ich, man vereint zwei Seiten in sich, und nach aussen ist man so für mindestens die eine Hälfte der Betrachter nicht so, wie sie es erwarten würden. Damit muss man umzugehen lernen und das macht einen flexibel und dadurch robust.»

Die Art, die alle Mischlinge auszeichnet, weil jeder zwei Kulturen in sich trägt, hat uns zusammengebracht. Sie verbindet uns und das widerspiegelt auch der Name unserer Marke «Mongrels in Common».

Der Name impliziert jedoch nicht nur, dass beide Designerinnen Mischlinge sind. Er bezieht sich genauso auf ihre Kollektionen, die immer gegensätzliche Elemente miteinander verbinden. Mal sind es weibliche und männliche Kontraste, mal ein Stilbruch durch die Kombination von gedeckten und leuchtenden Farben. Basierend auf diesem Grundsatz erfinden Livia und Christine immer wieder kleine Geschichten, die ihnen als Leitfaden für ihre Kollektionen dienen. «So verlieren wir uns nicht», sagt Livia. «Ausserdem ist es ein grosser Teil des kreativen Prozesses. Wenn wir mit unserer Arbeit keine Geschichte erzählen wollten, könnten wir auch in der Industrie arbeiten.» Und flugs rutschen die beiden von ihren Barhockern, um sich wieder an die Arbeit zu machen, während es draussen zu schneien beginnt.

  • Bilder: Henning Bock
  • Text: Olivia El Sayed
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